Eigengewächse

Mitglieder der Tanzcompagnie choreografieren selbst
Mit „Homegrown“ findet die experimentelle Reihe TanzXperiment ihren Abschluss für diese Spielzeit. Nach zwei Improvisationsabenden entwickeln die Tänzerinnen und Tänzer für Expedition N°3 ihre eigenen Ideen und choreografieren kurze Stücke für andere Mitglieder der Compagnie.

Damit schließt Ballettdirektorin Dominique Dumais an die Tradition des Laboratorium Tanz aus den vergangenen Spielzeiten an und bietet den Tänzern die Möglichkeit, einen Abend ganz nach ihrer eigenen Vorstellung zu gestalten. Acht Compagniemitglieder wagen sich an die Herausforderung und haben Soli oder Gruppenchoreografien zu ganz unterschiedlichen Themen kreiert – von dramatisch über ironisch bis kurios. Insofern verspricht der Abend nicht nur abwechslungsreich zu werden, sondern bietet dem Publikum auch die Chance, die Persönlichkeiten der Tänzer, das, was sie bewegt, und verborgene Talente zu entdecken.

Im Vorfeld der Premiere am 1. Juni in der Kammer haben wir die Choreografen gebeten, ihre Ideen zum Stück in wenigen Worten zu beschreiben.

ETIENNE GAGNON-DELORME: Ich beschäftige mich mit dem Thema Geschmack. Als einzigartige Individuen teilen wir uns alle ein fast identisches Verdauungssystem. Aber wenn es um Fragen des Geschmacks geht, könnten wir nicht unterschiedlicher sein.

ANNA JIRMANOVA: Ich lasse mich von einem Gedicht Emily Dickinsons inspirieren, das den Titel „Freya“  trägt: „In this short life, That only has an hour. How much – how little, Is within our power.“ Daraus entsteht ein Solo für meine Kollegin Maya Tenzer.

MARCEL CASABLANCA: Mich beschäftigt, wie eine Gesellschaft darüber entscheidet, was „seltsam“ ist. Wie kann ein so schwammiger Begriff scheinbar von jedem verstanden werden, während er zugleich so subjektiv ist? Wie sind wir zu bestimmten unausgesprochenen Verhaltensregeln gekommen, die wir nicht in Frage stellen? Um Seltsamkeit zu erzeugen, muss Normalität herrschen, deshalb ist das Komische für mich eine Form der Subversion.

MAYA TENZER: Auf einem verlassenen Gelände, pinke Rauchluft. Der Geruch der nassen Erde und ein Elektroschock. Der Klang von aufprallenden Wellen in der Ferne. Ein Solo für mich selbst.

DOMINIC HARRISION & KA CHUN HUI: Wir beobachten die Beziehungen zwischen uns und den Menschen, die uns formen. Die Veränderungen, denen wir uns gegenüber sehen im Wachsen und wie wir damit umgehen. Das Stück funktioniert wie ein Dialog zwischen zwei Menschen, die sich nahe sind: „Es ist gut, dass du jung bist, du kannst dir Dinge vorstellen und spielen.” „Es ist nicht mehr dasselbe für mich.“

KATHERINA NAKUI: Eine Vulkanexplosion ist eine Dekonstruktion und Rekonstruktion zugleich. Die Umweltkatastrophe bringt neues Land hervor, wenn das Magma zu Stein wird. Aber es gibt auch die Rockmusik, die nach Steinen benannt ist. Es hat mich inspiriert, die beiden Elemente zusammenzudenken: Natur und Musik.

TYREL LARSON: Rhythmus ist ein wesentlicher Bestandteil des Lebens: unser Tagesrhythmus; der Rhythmus unserer Schritte; der Rhythmus der Menschen und der Stadt um uns herum. Alle unsere Interaktionen mit Menschen haben ihren eigenen Rhythmus. Rhythmus kann auf unendlich viele Arten erzeugt, erforscht und gefunden werden. Mein Stück untersucht dieses Thema aus verschiedenen Perspektiven.
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