Trauerspiel zum Lachen

Dominique Horwitz inszeniert CLAVIGO - ab 31. Mai im Kleinen Haus
Durch Auftritte in Kinofilmen, im Tatort und seine Interpretatione nder Chansons von Jacques Brel wurde Dominique Horwitz einem großen Publikum bekannt. Seine Schauspielkarriere startete der gebürtige Pariser Anfang der 70er Jahre in Berlin. 2019 gab er mit der Oper Ariadne auf Naxos sein Würzburger Regiedebut. Mit der Goethe-Adaption Herr Teufel Faust tourt Dominique Horwitz derzeit durch Deutschland. Parallel inszeniert er Goethes Clavigo am Mainfranken Theater. Dramaturg Tim Puls hat den Regisseur zwischen den Proben zu einem Gespräch getroffen.


Tim Puls (TP): Aktuell stehen Sie deutschlandweit als Faust in einem Solo-Abend auf der Bühne. Am 31. Mai hat Ihre Inszenierung von Goethes Clavigo am Mainfranken Theater Premiere. Was interessiert Sie an Goethes Figuren – als Schauspieler und als Regisseur?

Dominique Horwitz (DH): In Clavigo steht das Überwinden der eigenen moralischen Grenzen um der Karriere willen und das Zerbrechen daran im Vordergrund. Ich glaube nicht, dass es für einen Regisseur oder Schauspieler ein spannenderes Thema gäbe; mir ist jedenfalls bis dato keines begegnet. Glücklich schätzt sich mit Sicherheit der eine oder andere Zuschauer, der von diesem Konflikt noch nicht heimgesucht wurde. Die anderen – mich eingeschlossen – werden sich weiterhin mit Nichtigkeiten wie krankhaftem Ehrgeiz, Machtdrang, Größenwahn, Gefallsucht, ewiger Unzufriedenheit und Selbstüberhöhung beschäftigen dürfen.
Dominique Horwitz inszeniert Clavigo - Premiere: 31. Mai im Kleinen Haus. Foto: Dominik Pesamosca
TP: Goethe verarbeitete in Clavigo die Memoiren von Pierre-Augustin Caron de Beaumarchais, einer realen Persönlichkeit seiner Gegenwart, die unter anderem die Vorlagen für die Opern Der Barbier von Sevilla und Le nozze di Figaro verfasste. Zuletzt war mit Ariadne auf Naxos 2019 eine Oper unter Ihrer Regie am Mainfranken Theater zu erleben. Wieviel Oper steckt in Clavigo?

DH: Gar nicht so viel. Die Oper ist als Kunstgattung die Meisterin der Überhöhung. Im Vergleich dazu ist das Schauspiel Clavigo, trotz der überdeutlichen Figurenzeichnung, eher in pastell gehalten. Meine Aufgabe besteht also darin, es nicht an knalligen Farben mangeln zu lassen, ohne die zarten Linien und Farbtöne zu übertünchen oder gar zu vertuschen. Sie sehen, wir landen unversehens bei der Malerei.

TP: Wie unterstützen Sie das Bühnenbild und die Kostüme von Paul Zoller dabei?

DH: Nach Kräften.

TP: Goethe verfasste sein 1774 uraufgeführtes Trauerspiel in nur acht Tagen. Aber schon seine Zeitgenossen störten sich teilweise an den ausufernden und äußerst pathetischen Monologen. Wie gehen Sie als Regisseur da- mit um? Wie sehr ist das Stück vielleicht auch eine Komödie?

DH: Goethe gibt jeder seiner Figuren Recht. Man kann ihm da beim besten Willen nur bei- pflichten. Und dennoch gibt es im Leben nichts tragischeres und zugleich unerträglicheres als Menschen, die sich permanent im Recht wähnen. Die Komik liegt dann in ihrer Entlarvung. Sie bloßzustellen war immer das hehre Ziel der Komödie. Clavigo macht diesbezüglich mir und den Schauspielerinnen und Schauspielern immens viel Freude. Es darf also durchaus gelacht werden.

Premiere: 31. Mai | 19:30 | Kleines Haus

Weitere Vorstellungen: 3.6., 6.6., 11.6., 18.6., 21.6., 3.7., 12.7.

Infos und Tickets gibt es hier.