Das größte Sudoku der Welt

Wir beantworten Ihre Fragen an die FOYER Redaktion
Hier laufen alle Fäden zusammen – Chefdisponentin Tina Landgraf in ihrem Büro
Foto: Maria Walter 
In der letzten Ausgabe unserer Theaterzeitung FOYER haben wir Sie eingeladen, uns Ihre Fragen rund um das Theater zu schicken. Das haben Sie getan und uns gefragt: „Wie plant man eigentlich den Theaterbetrieb in einer so unsicheren  Zeit, die durch Corona bestimmt wird?“
Wir haben die Frage Chefdisponentin Tina Landgraf gestellt. Sie leitet seit der Spielzeit 20/21 das Künstlerische Betriebsbüro (KBB) des Mainfranken Theaters. Dabei wird sie von Meike Bergmann unterstützt.

Auch ohne eine Pandemie ist es eine Kunst, die Abläufe eines Vierspartenhauses unter einen Hut zu bringen.
Chefdisponentin Tina Landgraf
„Die Frage nach dem Theaterbetrieb unter Coronabedingungen ist eine gute Frage, die wir uns nicht zuletzt oft selbst gestellt haben! Auch ohne eine Pandemie ist es eine Kunst, die Abläufe eines Vierspartenhauses unter einen Hut zu bringen. Denn da heißt es, viele verschiedene Berufsgruppen mit unterschiedlichsten Arbeitszeiten und -bedingungen zu koordinieren. Dazu kommen Termine, die mit Gästen oder Kooperationspartnern oft schon Monate im Voraus
abgestimmt sind.

Das braucht nicht nur Planungsgeschick und Organisationstalent, sondern auch permanente interne Abstimmungen und vor allem viel Vorlauf. Verschiebungen sind in diesem komplexen System eigentlich nur sehr schwer bis gar nicht  möglich. In wöchentlichen Treffen, den „Dispositions-Sitzungen“, werden normalerweise meine Planungen für die kommenden Wochen und Monate im Voraus besprochen. Hier wird tatsächlich jeder einzelne Tag genau betrachtet, auch einmal heiß diskutiert und am Ende beschlossen: Wer macht wann was - und wo? Das ist auch im „normalen“ Spielbetrieb eine herausfordernde Angelegenheit. Im letzten Jahr kam dann noch die Frage dazu: Was ist überhaupt möglich?
Man plant, plant neu, plant um… Gemeinsam, mit viel Geduld, Durchhaltevermögen und guter Laune!
Chefdisponentin Tina Landgraf
Die Dispositions-Sitzungen finden natürlich weiterhin – online – statt, wenn auch unter völlig anderen Bedingungen. Denn immer haben sowohl das aktuelle Infektionsgeschehen als auch die neuesten Beschlüsse und Verordnungen direkte Auswirkungen auf die tägliche Arbeit im Künstlerischen Betriebsbüro. Was bedeuten die Neuerungen genau für das Haus? In welchem Rahmen dürfen wir proben? Wie viele Menschen dürfen auf der Probebühne sein? Unter
welchen Bedingungen dürfen wir spielen? Wen kann ich wo(für) einplanen?

Dazu stehe ich in engem Austausch mit dem Intendanten Markus Trabusch, dem Geschäftsführenden Direktor Dirk Terwey und Personalleiterin Andrea Außenhofer. Außerdem sind die Abteilungsleiterinnen und -leiter meine  wichtigsten Ansprechpartnerinnen und -partner. Sie sind es, die nach den Disporunden Arbeitspläne erstellen. Das war in der letzten Zeit oft schwierig, denn auch hierfür braucht es selbstredend rechtzeitige und verbindliche Ansagen, die wir aufgrund der dynamischen Infektionslage und der damit einhergehenden politischen Entscheidungsprozesse oft nur schwer machen konnten. 

Eine weitere Aufgabe ist seit einem Jahr noch ganz neu dazugekommen: Hygienekonzepte erstellen und Tests organisieren, auch das in enger Zusammenarbeit mit den einzelnen Bereichen. Jede Abteilung im Haus hat ihr eigenes detailliertes Konzept inklusive Teststrategien erarbeitet. Normalerweise kann ich mit meinem Plan unter dem Arm kurz bei einer Kollegin oder einem Kollegen im Büro vorbeischauen, um offene Fragen zu klären. Jetzt läuft alles über Videokonferenzen oder über das Telefon. Das verändert den Alltag sehr.

Wie plant man also die Abläufe eines Theaters in diesen verrückten Zeiten? Man plant, plant neu, plant um… Gemeinsam, mit viel Geduld, Durchhaltevermögen und guter Laune. Ich stelle mir Disposition gerne wie das größte Sudoku der Welt vor: Das ist oft kniffelig, aber bisher haben wir noch immer eine Lösung gefunden.“
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