Neu am Mainfranken Theater

Barbara Bilys erste Spielzeit

Die neue Schauspieldirektorin im Interview
Barbara Bily startet in dieser Spielzeit neu am Mainfranken Theater. Über Inspiration, Vorfreude und Spaziergänge in den Weinbergen.
Schauspieldirektorin Barbara Bily | Foto: Maria Walter
Der Riss durch die Welt - inwiefern liefert das Stück von Roland Schimmelpfennig einen roten Faden für die Spielzeit 21/22? 

Der rote Faden ist eine Orientierung für das Publikum und in der inhaltlichen Planung natürlich auch für uns: Welche Themen beschäftigen die (Stadt-)Gesellschaft? Welche Inhalte haben hier Tradition? Welche klassischen Stoffe beschäftigen sich mit Konflikten oder Situationen, vor denen wir heute noch immer oder erneut stehen? Es ist nicht nur sinnvoll, sondern auch sehr schön, in einem Mehrspartenhaus Themenstränge zu entdecken und weiterzuentwickeln. Diesmal ist es Der Riss durch die Welt, ein Gegenwartsstück aus dem Spielplan des Schauspiels, das uns miteinander verbindet und in allen Sparten individuell zum Ausdruck kommt.

Es gab und gibt ein wahrnehmbares Gefälle in der Gesellschaft, das sich in der Corona-Pandemie weiter verschärft hat.
Barbara Bily
Wo spüren Sie einen Riss durch die Welt? 

Ich denke, wir finden verschiedene Risse in der Welt, etwa wirtschaftliche und soziale. Es gab und gibt ein wahrnehmbares Gefälle in der Gesellschaft, das sich in der Corona-Pandemie auch weiter verschärft hat. Durch diese bestehenden Konflikte und Spannungen gibt es auch eine (neue) Offenheit gegenüber Halbwahrheiten, die sich rasend schnell verbreiten und leicht manifestieren können. Die eigentlichen Konflikte werden so weiter angeheizt, anstatt aufgelöst. Ich empfinde das als sehr gefährlich und beunruhigend.
Was haben Sie in den letzten Monaten, als Theater kaum möglich war, am meisten vermisst? 

Ich habe alles vermisst. Auch als Dramaturgin hat sich meine tägliche Arbeit von Grund auf verändert. Probenbesuche, Vorstellungen, Veranstaltungen, Austausch mit dem Publikum, aber auch mit den Kolleginnen und Kollegen – das alles fiel aus oder verlagerte sich in den digitalen Raum. Das hat mir gezeigt, wie wichtig es ist, bei den Proben und auch bei der Aufführung live in einem Raum miteinander zu arbeiten und Theater mit allen Sinnen zu erleben.
Dass sich viel in den digitalen Raum verlagert hat, hat mir gezeigt, wie wichtig es ist, Theater mit allen Sinnen zu erleben!
Barbara Bily
Ist es diese intensive Zusammenarbeit, die Ihnen besonders viel Spaß macht? 

Es ist ein tolles Erlebnis, wenn auf einer Probe ein besonderer Moment entsteht und man gemeinsam etwas im Stück „erkennt“, das im Vorfeld noch gar nicht offensichtlich war. An dieser gegenseitigen Inspiration habe ich großen Spaß. Das kann auch beim Erarbeiten eines Spielplans passieren.

Worauf freuen Sie sich, wenn Sie an die kommende Spielzeit denken? 

Ich freue mich auf den gesamten Spielplan und die Eröffnung des Kleinen Hauses. Diese neue Spielstätte ermöglicht auch zukünftig ein tolles Programm. Ich bin gespannt auf die kommenden Spielpläne und Produktionen.
Die Verbindung von Beruflichem und Privatem
ist ein Glücksfall!
Barbara Bily
Wie ist das als Dramaturgin? Können Sie Romane lesen, ohne die Bühne im Hinterkopf zu haben? 

Ja, und ich empfinde es auch als sehr schön, wenn sich Leben und Arbeiten gegenseitig bereichern. Diese Verbindung von Beruflichem und Privatem ist ein Glücksfall.

Was macht Würzburg zu Ihrem neuen Wohlfühlort? Haben Sie sich schon eingelebt in Ihrer neuen fränkischen Heimat?

Ich kannte Würzburg schon von einigen Besuchen und habe mich sehr auf die Stadt gefreut. Ich habe mich schnell wohl gefühlt. Den Markt finde ich besonders schön. In Münster gab es „nur“ zweimal die Woche einen großen Markt auf dem Domplatz – hier kann ich deutlich öfter einkaufen gehen. Und ich freue mich auf Spaziergänge in den Weinbergen!
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