"Ein schlau durchdachtes Stück, das im Mikrokosmos den Makrokosmos abbildet; arm an Handlung, reich an pfiffigen Dialogen.“ So beschreibt Kritiker Sven Siedenberg die Uraufführung von Drei Mal Leben, die im Jahr 2000 in Wien stattfand. Autorin Yasmina Reza verstehe sich hervorragend darauf, „im Banalen stets das Existenzielle aufzuspüren“.
Die „banale“ Ausgangssituation des Stücks ist folgende: Der erfolglose Astrophysiker Henri steht nach drei Jahren kurz vor der Veröffentlichung seiner neuen wissenschaftlichen Arbeit. Von seinem Kollegen Hubert erhofft er sich einen Karriereschub, weshalb Henri und seine Frau Sonja Hubert und dessen Partnerin Ines zum Abendessen zu sich nach Hause eingeladen haben. Durch ein Missverständnis erscheint das Paar jedoch einen Tag zu früh vor Sonjas und Henris Tür: Nichts ist vorbereitet, der Kühlschrank ist leer und das Kind der Gastgeber will einfach nicht einschlafen. Ausgehend von dieser ungünstigen Ausgangslage werden drei mögliche Varianten eines Abends erzählt, der sich drei Mal anders entwickelt, aber immer zur Katastrophe führt. Dabei werden schonungslos Charakterzüge und Abgründe der vier Beteiligten und ihrer Beziehungen offengelegt. Der sogenannte „Schmetterlingseffekt“ ist der Chaos-Theorie in der Physik zugehörig. Vereinfacht zusammengefasst besagt er, dass eine kleine Ursache eine große Wirkung hervorrufen kann – der Flügelschlag eines Schmetterlings kann am anderen Ende der Welt einen Orkan auslösen. Oder, wie der französische Philosoph Paul Valéry es ausdrückte: „Das Geringste bewirkt das Meiste, die Ordnung entsteht aus der Unordnung.“ So entwickelt sich auch in Drei Mal Leben der Abend ausgehend von minimalen Veränderungen drei Mal gänzlich anders. Dabei sind es weniger die äußeren Umstände, die sich verändern, als vielmehr die Reaktionen der Figuren und damit die zwischenmenschlichen Dynamiken.
Bei jeder der vier Figuren werden Abgründe und bisher verborgene individuelle Charaktereigenschaften aufgedeckt. Da ist Henri, der seit drei Jahren nur seiner Forschung Aufmerksamkeit schenkt, dem die Kindererziehung schnell zu viel wird und der sich nun wirklich nicht merken kann, dass es abends nach dem Zähneputzen im Bett für das Kind keine Kekse mehr gibt. Da ist seine Frau Sonja, die das Geld für die Familie verdient und die sich von Henri mit dem Sohn alleingelassen fühlt. Hubert, der mit Herablassung auf seinen Kollegen blickt und sich in der Öffentlichkeit gern auf Kosten seiner Frau Ines amüsiert. Und Ines, Hausfrau und Mutter, die eigentlich penibel auf Umgangsformen und ihre äußere Erscheinung achtet und sich von ihrem Mann bloßgestellt fühlt. „Die Leute in meinen Büchern haben ja eines gemeinsam: Es sind nicht ihre Ideen oder Meinungen, die zählen, sondern ihr Wesen“, so Reza. „Meinungen von Menschen sind langweilig. Mich interessiert ihr Temperament. Ihre Nerven. Ihre Fähigkeit, das Leben zu ertragen.“ Nerven und Temperament werden in Drei Mal Leben auf die Probe gestellt, wenn sich Höflichkeit in passiv-aggressiven Zynismus verwandelt, verletzte Egos in kindisches Machtgebaren verfallen und Beziehungen durch scheinbar beiläufige Bemerkungen ins Wanken geraten. Rezas Gesellschaftskomödie zeigt so die Fragilität individueller Existenzen unter dem Schleier vermeintlich zivilisierter Umgangsformen, die Mal um Mal absurder erscheinen.
PREMIERE
Sonntag, 15. Juni 2025 | 18:00 Uhr
Probebühne
Weitere Vorstellungen und Informationen finden Sie hier.
Die „banale“ Ausgangssituation des Stücks ist folgende: Der erfolglose Astrophysiker Henri steht nach drei Jahren kurz vor der Veröffentlichung seiner neuen wissenschaftlichen Arbeit. Von seinem Kollegen Hubert erhofft er sich einen Karriereschub, weshalb Henri und seine Frau Sonja Hubert und dessen Partnerin Ines zum Abendessen zu sich nach Hause eingeladen haben. Durch ein Missverständnis erscheint das Paar jedoch einen Tag zu früh vor Sonjas und Henris Tür: Nichts ist vorbereitet, der Kühlschrank ist leer und das Kind der Gastgeber will einfach nicht einschlafen. Ausgehend von dieser ungünstigen Ausgangslage werden drei mögliche Varianten eines Abends erzählt, der sich drei Mal anders entwickelt, aber immer zur Katastrophe führt. Dabei werden schonungslos Charakterzüge und Abgründe der vier Beteiligten und ihrer Beziehungen offengelegt. Der sogenannte „Schmetterlingseffekt“ ist der Chaos-Theorie in der Physik zugehörig. Vereinfacht zusammengefasst besagt er, dass eine kleine Ursache eine große Wirkung hervorrufen kann – der Flügelschlag eines Schmetterlings kann am anderen Ende der Welt einen Orkan auslösen. Oder, wie der französische Philosoph Paul Valéry es ausdrückte: „Das Geringste bewirkt das Meiste, die Ordnung entsteht aus der Unordnung.“ So entwickelt sich auch in Drei Mal Leben der Abend ausgehend von minimalen Veränderungen drei Mal gänzlich anders. Dabei sind es weniger die äußeren Umstände, die sich verändern, als vielmehr die Reaktionen der Figuren und damit die zwischenmenschlichen Dynamiken.
Bei jeder der vier Figuren werden Abgründe und bisher verborgene individuelle Charaktereigenschaften aufgedeckt. Da ist Henri, der seit drei Jahren nur seiner Forschung Aufmerksamkeit schenkt, dem die Kindererziehung schnell zu viel wird und der sich nun wirklich nicht merken kann, dass es abends nach dem Zähneputzen im Bett für das Kind keine Kekse mehr gibt. Da ist seine Frau Sonja, die das Geld für die Familie verdient und die sich von Henri mit dem Sohn alleingelassen fühlt. Hubert, der mit Herablassung auf seinen Kollegen blickt und sich in der Öffentlichkeit gern auf Kosten seiner Frau Ines amüsiert. Und Ines, Hausfrau und Mutter, die eigentlich penibel auf Umgangsformen und ihre äußere Erscheinung achtet und sich von ihrem Mann bloßgestellt fühlt. „Die Leute in meinen Büchern haben ja eines gemeinsam: Es sind nicht ihre Ideen oder Meinungen, die zählen, sondern ihr Wesen“, so Reza. „Meinungen von Menschen sind langweilig. Mich interessiert ihr Temperament. Ihre Nerven. Ihre Fähigkeit, das Leben zu ertragen.“ Nerven und Temperament werden in Drei Mal Leben auf die Probe gestellt, wenn sich Höflichkeit in passiv-aggressiven Zynismus verwandelt, verletzte Egos in kindisches Machtgebaren verfallen und Beziehungen durch scheinbar beiläufige Bemerkungen ins Wanken geraten. Rezas Gesellschaftskomödie zeigt so die Fragilität individueller Existenzen unter dem Schleier vermeintlich zivilisierter Umgangsformen, die Mal um Mal absurder erscheinen.
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Sonntag, 15. Juni 2025 | 18:00 Uhr
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