Der Zauber der Saison

Erfolgsoperette IM WEISSEN RÖSSL ab Silvester in der Blauen Halle
Vorhang auf heißt es am 31. Dezember für das Weiße Rössl. Einmal mehr konnte Tristan Braun als Regisseur gewonnen werden, die musikalische Leitung liegt in den Händen von Würzburgs neuem Erstem Kapellmeister Lutz de Veer. Das herausragend besetzte Ensemble wird angeführt von Barbara Schöller als Rösslwirtin und dem Schauspieler Max Gertsch als Zahlkellner Leopold.

Sommer, Sonne, Urlaubszeit – und im Weißen Rössl am Wolfgangsee brodelt es gewaltig. Auf den ersten Blick scheint alles perfekt, doch auf den zweiten sieht man besser: Das Hotel hat seine guten Zeiten hinter sich. Die Fassade bröckelt, Personal fehlt, und lediglich ein Zimmer mit Balkon ist bewohnbar. Rösslwirtin Josepha Vogelhuber kämpft an allen Fronten. Zahlkellner Leopold himmelt sie an, während sie selbst dem weltgewandten Dr. Siedler nachschmachtet, der wiederum mit Ottilie, Tochter des Fabrikanten Giesecke, flirtet, ehe auch noch der schöne Sigismund auftaucht und sich Hals über Kopf in das süße Klärchen verliebt. Das ist der Zauber der Saison!

BERLINER OPERETTE

Das dreiaktige „Singspiel“ – so der auch ironisch zu verstehende Untertitel – Im weißen Rössl hat sich seit der Berliner Uraufführung im November 1930 ununterbrochen auf deutschsprachigen und internationalen Bühnen behauptet, ungeachtet der politischen Wirrnisse der Spätphase der Weimarer Republik und auch über die Zeiten der Stunde Null und des Wiederaufbaus hinaus. Das Weiße Rössl – schon in den Uraufführungskritiken sprach man angesichts der berauschenden Bilderflut der Originalinszenierung Erik Charells von einer Revue-Operette – zählt zum Typus der Berliner Operette; so genannt in Abgrenzung von der „goldenen“ Wiener Operette. Sie markiert eine kurzlebige, aber vitale Blütezeit, ein letztes buntes Aufleuchten des Berliner Unterhaltungstheaters am Vorabend der Nazi-Barbarei. Zwischen 1929 und 1933 erlebte das Genre einen kometenhaften Aufstieg: Die Musik verband Walzertradition, Jazzrhythmen und Tanzmoden wie Foxtrott und Charleston; die Libretti spiegelten den urbanen Geist und die Ironie des modernen Großstadtlebens. Der 1884 in Mährisch-Budwitz geborene Ralph Benatzky zählt neben Paul Abraham, Oscar Straus, Misha Spoliansky und dem bereits in der Operetten-Ära der k&k Monarchie zu Weltruhm aufgestiegenen Emmerich Kálmán mit seiner Herzogin von Chicago zu den führenden Vertretern der Berliner Operette. Das Weiße Rössl ist zweifellos Benatzkys erfolgreichstes Bühnenwerk. Doch die Frage der Autorschaft ist verwickelt – und typisch für jene Berliner Phase, in der sich die Operette zu einer eigenständigen deutschen Spielart des Musicals entwickelte. Während Regisseur Erik Charell – seit 1924 künstlerischer Leiter des Großen Schauspielhauses Berlin, des Uraufführungstheaters – als treibende Kraft des Projekts gilt, müssen neben Benatzky insbesondere Hans Müller (Buch) sowie die Komponisten Bruno Granichstaedten, Robert Gilbert, Hans Frankowski und Robert Stolz genannt werden; aus der Feder des Letztgenannten stammen die im Rössl zu Welthits avancierten Nummern „Mein Liebeslied muss ein Walzer sein“ und „Die ganze Welt ist himmelblau“.
Max Gertsch | Foto: Jeanne Degraa
TEAM, ENSEMBLE UND EIN STARGAST

Für die Inszenierung zeichnet erneut Tristan Braun verantwortlich, der damit nach Die lustige Witwe (2023) und Abrahams Märchen im Grand Hôtel (2024) seine dritte Würzburger Regiearbeit vorlegt. Als Bühnenbildner konnte wieder Valentin Mattka gewonnen werden, der im Vorjahr die Theaterfabrik Blaue Halle in ein spektakuläres Grand Hôtel verwandelte. Das Kostümbild, das eine Brücke zwischen Gegenwart und historischer Trachtenwelt schlägt, entwirft Adrian Bärwinkel; für die Choreografie zeichnet der italienische Performer Nicola Mascia verantwortlich. Mit Max Gertsch in der Rolle des ebenso verliebten wie Verwirrung stiftenden Zahlkellners Leopold konnte ein herausragender Schauspielstar erstmals als Gast für das Mainfranken Theater gewonnen werden. Weithin bekannt aus TV-Erfolgen wie Mord mit Aussicht und zahlreichen Tatorten, begeistert Max Gertsch seit Jahrzehnten auch auf den großen Bühnen zwischen Berlin, Wien und Zürich. Als Mitbegründer der legendären Musiktheatertruppe „Geschwister Pfister“ und gefeierter Operettenstar – zuletzt unter anderem als Dr. Falke in Die Fledermaus an der Komischen Oper Berlin – bringt er nun seine ganze Spielfreude und Präzision als Leopold nach Würzburg. Alternierend mit Max Gertsch ist Erwin Belakowitsch in einigen Vorstellungen als Leopold zu erleben. Ebenfalls erstmals in Würzburg zu Gast ist der Tenor und Musicaldarsteller Christian Miebach als Rechtsanwalt Dr. Siedler. Das Würzburger Opernensemble wird angeführt von Barbara Schöller als Josepha Vogelhuber, Daniel Fiolka als Fabrikant Wilhelm Giesecke, Vero Miller als dessen Tochter Ottilie sowie Mathew Habib als Sigismund Sülzheimer. Als verschrobener Professor Hinzelmann samt Tochter Klärchen sind Paul Henrik Schulte und Anneka Ulmer, alternierend mit Anastasia Fendel, aus dem Opernchor des Mainfranken Theaters zu erleben. Der Opernchor singt und spielt in der Einstudierung von Chordirektor Paweł Serafin. Die musikalische Gesamtleitung liegt in den Händen von Lutz de Veer, seit Beginn der Saison Erster Kapellmeister am Mainfranken Theater.

MATINEE Sonntag, 21. Dezember 2025 | 11:00 Uhr Oberes Foyer, Kleines Haus

PREMIERE Mittwoch, 31. Dezember 2025 | 18:00 Uhr Theaterfabrik Blaue Halle Weitere Vorstellungen und Informationen unter mainfrankentheater.de/roessl
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