ALLES NEUBAU, ODER WAS?

Sachstand und Ausblick
Die Wendeltreppe als Raumskulptur im neuen Foyer | Foto: Tanja Schimscha
Als im Sommer 2018 mit dem Abriss des ehemaligen Atriums und dem Ausheben der Baugrube an der Theaterstraße der Startschuss der Würzburger Theatersanierung fiel, gingen wir davon aus, im Herbst 2022 mit der glanzvollen Eröffnung des Großen Hauses den Abschluss der gesamten Baumaßnahme feiern zu dürfen.
Heute sind wir klüger: Eine Nutzungsaufnahme im Theaterneubau erscheint zum Jahreswechsel möglich. Bis zum Abschluss der Gesamtsanierung und Wiedereröffnung des Großen Hauses wird es aber Ende 2026 werden. Damit hat sich der ursprüngliche Sanierungszeitraum verdoppelt. Der Kostenrahmen hat sich in der Zwischenzeit bereits auf heute 103 Mio. Euro erhöht (ursprünglich 72 Mio. Euro).

Im Frühjahr haben wir dem bisher verantwortlich zeichnenden Architekten wegen seiner mangelhaften Performance bei der Projektumsetzung kündigen müssen. Ein gleichzeitiges Insolvenzgeschehen bei diesem Büro komplizierte die Situation. Mit Priorität mussten zunächst die weitere Fertigstellung des Neubaus und der Abschluss der Rohbauarbeiten im zweiten Bauabschnitt abgesichert werden. Derzeit läuft erneut ein europaweites Vergabeverfahren zur Findung eines neues Architekturbüros, welches nach Abschluss des Verfahrens im Dezember 2022 beauftragt werden kann.

Viele medienwirksame Schlagzeilen zu Bauverzögerung und Kostenentwicklung lassen schnell vergessen, dass unser Theater mit seinen 270 Mitarbeitenden ein mittelständischer Betrieb ist, der in seiner Kernaufgabe, Kunst zu produzieren und zu ermöglichen, durch die gestörten Bauabläufe ebenso massiv beeinträchtigt ist. Zudem setzen wir uns parallel auch weiterhin mit den Folgen der Corona-Pandemie und den aktuell nicht absehbaren Entwicklungen bezüglich der Energiekrise auseinander.

Nun gilt es von unserer Seite nicht zu klagen, sondern mit voller Konzentration dafür zu arbeiten, die Sanierungsphase erfolgreich abzuschließen. Von herausragender Wichtigkeit ist dabei für uns, auch weiterhin unsere Besucherinnen und Besucher mit aktuellen Angeboten zu begeistern. Wir sind sehr glücklich, dass unser Publikum uns bisher so treu und unterstützend durch die Sanierungsphase begleitet hat.

Im Vorfeld der Eröffnung des Neubaus wollen wir noch einmal die Gelegenheit nutzen, von den Visionen und insbesondere von den Herausforderungen bei der Projektumsetzung zu berichten. Wir schreiben ein neues Kapitel in der traditionsreichen Würzburger Theatergeschichte und bauen buchstäblich das Theater der Zukunft.
VOR DER KÜR KOMMT DIE PFLICHT
Die Generalsanierung unseres Theaterbaus aus den 60er Jahren war längst überfällig und ist sozusagen das Pflichtprogramm. Wir beschäftigen derzeit 270 fest angestellte künstlerische und technische Mitarbeitende und zahlreiche künstlerische Gäste. Unser Haus ist als Eigenbetrieb der Stadt Würzburg organisiert und ein Produktionsort und Raum der darstellenden Künste. Im Musiktheater, Schauspiel, Ballett und im Konzert werden mit einem Budget von 25 Mio. EUR in einer regulären Spielzeit bis zu 440 Angebote produziert.
Für diesen Kulturbetrieb schaffen wir zeitgemäße Arbeitsbedingungen und machen die Kulturimmobilie baulich, technisch und energetisch fit für die Zukunft. Die erarbeiteten baulichen Lösungen ermöglichen einen wirtschaftlichen Betrieb. Die technischen und künstlerischen Arbeitsorte wie Spielstätten, Werkstätten und Probebühnen sind zukünftig „unter einem Dach“ zusammengefasst. Das Theater der Zukunft ist ein Betrieb der kurzen Wege. Die spektakulärsten neuen „Bausteine“ sind hierbei u.a. die neu in das Hauptgebäude einziehenden modernen Kostümwerkstätten und der Orchesterprobenraum mit seiner ausgefeilten Akustik.
DER NEUBAU STEHT – DAS NEUE GESICHT DES THEATERS

Das Haus leuchtet strahlend in der Stadt.
Der Neubau setzt bereits heute eine unverwechselbare und selbstbewusste architektonische Marke in der Nachbarschaft zur Würzburger Residenz. Der vom Hamburger Architekten Prof. Friedrich stammende Entwurf passt sich dabei stimmig als Solitärbau in das bauliche Ensemble am Kardinal-Faulhaber-Platz ein. Die Außenfassade und der Auftritt des Hauses sind im Vergleich zum ursprünglichen Budeit-Bau neugestaltet: Großzügige helle Natursteinflächen und weitläufige Panoramafenster bestimmen das neue Gesicht des Hauses. Dieses öffnet sich einladend zur Stadt, ist durchlässig und ermöglicht gleichzeitig eine Vielzahl wechselseitiger Ein- und Ausblicke auf das städtische Leben und den Theaterbetrieb. Großflächige LED-Wände informieren tagesaktuell über die Spielplanangebote und schaffen eine urbane Atmosphäre.
VISIONEN UND PERSPEKTIVEN
Der Theaterneubau öffnet mit seiner Spielstätte Kleines Haus ganz neue Möglichkeiten für eine vielfältige künstlerische Bespielung und schafft im Zusammenspiel mit dem Großen Haus zukünftig einen großen kulturellen Mehrwert. Aus der Sicht der Besucherinnen und Besucher wird sich unser Theater in einen hochmodernen und attraktiven öffentlichen Erlebnisraum im Zentrum Würzburgs wandeln, in dem auch tagsüber ein reges Treiben herrschen wird.
Die neue und auch unabhängig vom Spielbetrieb geöffnete Gastronomie wird gemeinsam mit einem einladenden Besucherservice des Theaters in Bezug auf Aufenthaltsqualität und Theaterflair neue Maßstäbe setzen. Dieser Auf- und Umbruch und die zudem anstehende Ernennung unseres Hauses zum Staatstheater findet bereits heute auch bundesweit große Beachtung und stärkt zukünftig den Kulturstandort Würzburg und die Region entscheidend.

Ein trotz Sanierung durchlaufender Spielbetrieb für unser Publikum hat immer oberste Priorität. „Draußen bauen wir, drinnen spielen wir“, so lautete zunächst die Devise, bis uns die Corona-Pandemie stoppte. Seit Herbst 2020 spielen wir mit den Musik- und Tanztheaterproduktionen in der Theaterfabrik Blaue Halle in der Dürrbachau. Dort haben wir eine komplette Theaterinfrastruktur in einer modernen Halle bei der va-Q-tec AG einrichten können. Ein wahrer Glücksfall für Publikum und Theater. Dieser Ort macht große Theaterabende möglich – zuletzt wieder bei der umjubelten Premiere von Hoffmans Erzählungen zum diesjährigen Saisonauftakt. Das Schauspiel wird zukünftig mit der Fertigstellung des Kopfgebäudes dort seine Stammbühne finden, spielt aber bis Ende des Jahres ebenfalls noch in der Blauen Halle. Die erste große Premiere des Schauspiel-Ensembles in dieser Spielzeit können Sie dort mit der Produktion Sehnsuchtswild! erleben.
WIR SPIELEN FÜR SIE! - entdecken sie die theaterfabrik blaue halle
Nutzen Sie jetzt die Gelegenheit und entdecken Sie unsere Interimsspielstätte in der Dürrbachau. Sie erreichen die Theaterfabrik Blaue Halle kostenfrei mit einem Bus-Shuttle vom Bussteig A des Würzburger Hauptbahnhofes aus. Abfahrt ist jeweils 60 und 30 Minuten vor Vorstellungsbeginn. Bei einer Anfahrt mit Ihrem eigenen PKW können Sie die kostenlosen Parkplätze nutze, die vor Ort reichlich vorhanden sind. Die Künstlerinnen und Künstler und das gesamte Theaterteam freuen sich auf Ihren Besuch!

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