Ein Traum, was sonst?

Kleists "Prinz Friedrich von Homburg" feiert am 16. Februar Premiere
Ein Protagonist, der Held in der Schlacht sein sollte und stattdessen träumt. Eine junge Frau, die unabhängig von der ihr zugesprochenen gesellschaftlichen Rolle eigene Macht- und Liebesinteressen verfolgt. Ein Staat, dessen Fundament durch das Handeln dieser Individuen ins Wanken gerät. Mit Prinz Friedrich von Homburg inszeniert Intendant Markus Trabusch Kleists jüngstes Drama.
Im Lustspiel "Der zerbrochene Krug" (1806) zerlegt Heinrich von Kleist messerscharf den Ruf eines Dorfrichters. "Amphitryon" (1807) demonstriert die Scheinheiligkeit gesellschaftlicher Normen. Mit "Penthesilea" (1808) widmet er sich dem fragilen Konstrukt von Identitäten. "Prinz Friedrich von Homburg" handelt von einem persönlichen Lebensthema Kleists: dem Krieg und seinen Folgen für das Individuum. Er vollendet das Drama kurz vor seinem Freitod 1811.

Im Krieg mit der Welt

Heinrich von Kleists Leben ist von großen Widersprüchen und Konflikten geprägt: Geboren 1777 in Frankfurt an der Oder, nimmt man ihn mit 14 Jahren in ein renommiertes Regiment der preußischen Garde auf. Als 22-Jähriger verlässt er dieses auf eigenen Wunsch. Zwar hat er zuvor erfolgreich an mehreren Feldzügen zur Verteidigung des preußischen Vaterlandes teilgenommen, leidet aber unter dem militärischen Drill. Während seines ziellosen Studiums der Natur-, Sprach- und Kulturwissenschaften reist er im Herbst 1800 nach Würzburg und schreibt von dort, über den Sinn des Lebens grübelnd, melancholische Briefe an enge Freunde und seine Schwester. Die Inkompatibilität Heinrich von Kleists mit der Welt, in die er hineingeboren wurde, wird immer deutlicher.

Zwischen Traum und Wirklichkeit

Mit dem Schauspiel "Prinz Friedrich von Homburg" hinterlässt der Dramatiker einen komplexen dramatischen Stoff. Einerseits nimmt er Bezug auf realhistorische Ereignisse wie den Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) oder die preußischen Koalitionskriege gegen Napoleons Frankreich (1806/1807). Andererseits konstruiert er eine Rahmenhandlung, die den Protagonisten Homburg als träumenden Schlafwandler charakterisiert. Das Stück weist zwar Aspekte eines historischen Dramas auf, doch steht die nachvollziehbare Erzählung eines realen Kriegsereignisses nicht im Zentrum des Geschehens. Vielmehr zeigt es, wie die Entscheidungen von Individuen in einem Militärstaat nicht ohne fatale Folgen bleiben. Dem Kurfürsten als Staatsoberhaupt bleibt aus rechtlichen Gesichtspunkten keine andere Wahl: Er muss den Träumer Homburg, der die entscheidende Order für die Schlacht in Fehrbellin versäumt, vom Kriegsgericht zum Tode verurteilen lassen, obwohl er einen erfolgreichen Feldzug gegen den Feind führte. Diese Entscheidung stürzt den Prinzen in bodenlose Verzweiflung. Doch Natalie und andere Mitglieder der Staatsfamilie setzen nun ihr eigenes Leben aufs Spiel, um den Prinzen zu befreien. Der Kampf neuer und alter Kräfte um das Verhältnis von Recht und Moral im Staat beginnt.

Die Bühnenbildnerin Isabelle Kittnar und die Kostümbildnerin Katharina-Maria Diebel lassen sich für die Ästhetik der Bühnensetzung von Infrarotaufnahmen des irischen Kriegsfotografen Richard Mosse inspirieren. Die spezielle Farbgebung seiner Bilder lenkt die Wahrnehmung des Betrachters auf die unfassbaren Aspekte von Kriegsgeschehen und verbindet sie gleichzeitig mit der Traumwelt Homburgs.
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