Verbotene Liebe

Sinnlich-dramatische Musik im Sinfoniekonzert
Er und sie lieben sich. Sie aber ist verheiratet. Er ist der Bruder des Gatten. Sie ist schwanger. Er wird vom Ehegatten getötet. Sie entflieht und stirbt ebenso: Ein solcher Plot macht jeder Seifenoper Konkurrenz. Doch diese Verstrickungen sind nicht aus einer vorabendlichen Fernsehsendung, sondern erzählen das Schicksal von Pelléas und Mélisande. Im fünften Sinfoniekonzert erklingen zwei Vertonungen dieses Sujets.
GESCHAFFEN FÜR MUSIK
Es entstand 1892, wurde am 16. Mai 1893 in Paris am Théâtre des Bouffes-Parisiens aus der Taufe gehoben und wurde bereits 1897 in deutscher Übersetzung publiziert: Maurice Maeterlincks Drama "Pelléas et Mélisande" erzählt eine unglaubliche und geheimnisumwobene Geschichte. Das aus einer Nebenhandlung der Artuslegende abgeleitete symbolistische Meisterwerk des belgischen Schriftstellers und Dramatikers beschwor die Notwendigkeit von Musik nachgerade herauf. Neben einem kaum bekannten Werk des schottischen Komponisten William Wallace (1900) entstand unter anderem eine inzwischen verschollene Theatermusik von Friedrich Bermann für Max Reinhardts Berliner Inszenierung des Jahres 1904. Deutlich bekannter sind jene Tonsetzer, die für die Londoner Erstaufführung im Juni 1898 und für die schwedischsprachige Erstaufführung in Helsinki im März 1905 für die Schauspielmusik verantwortlich zeichneten: Gabriel Fauré und Jean Sibelius. Darüber hinaus hinterließen Arnold Schönberg und Claude Debussy kompositorische Auseinandersetzungen mit dem Sujet des unglücklich liebenden Paares "Pelléas und Mélisande". Letzterer formuliert die besondere Anziehung dieses Werkes in einem Aufsatz: „Ich habe 'Pelléas et Mélisande' 1893 kennengelernt. Trotz meiner Begeisterung beim ersten Lesen begann ich erst Ende des gleichen Jahres mich ernsthaft damit zu beschäftigen. Das Pelléas-Drama, das trotz seiner traumhaften Atmosphäre bei weitem mehr Menschlichkeit enthält als all die sogenannten ‚lebensechten Stoffe’, schien mir auf wunderbare Weise dem zu entsprechen, was ich wollte. Es herrscht hier eine zauberisch beschwörende Sprache, deren sensible Nuancen ihre Weiterführung in der Musik und im orchestralen Klangkolorit finden konnten.“
MEISTERWERK OHNE MUSIK
Beim fünften Sinfoniekonzert erklingt neben der Suiteauskopplung von Gabriel Faurés Schauspielmusik "Pelléas et Mélisande" auch die Zusammenstellung der Instrumentalsätze aus Claude Debussys Opernvertonung. Das Finale des Konzertabends wiederum bildet Maurice Ravels sinnlich schillernder "Boléro".

In der abendländischen Musik sucht man vergeblich, ein zweites Werk wie den "Boléro" zu finden. 15 Minuten Musik aus nur einem Thema geboren, voller Wiederholung, das doch eine faszinierende Sogwirkung entfaltet. Maurice Ravel formulierte es einmal ganz lakonisch: „Ich habe nur ein Meisterwerk geschaffen, das ist der 'Boléro', leider enthält er keine Musik.“ Was hier klingt wie zu übertriebene Selbstkritik, ist der Tatsache geschuldet, dass Ravel mit diesem Stück lediglich eine kompositorische Etüde im Sinn hatte, eine Art Spielfläche für das Prinzip Variation. Dass es zu einem solchen Dauerbrenner im Konzertrepertoire werden würde, damit hätte wohl keiner gerechnet – erst recht nicht der Komponist selbst.

Das Konzertprogramm am 26. und 27. März im Konzertsaal der Hochschule für Musik komplettiert das Harfenkonzert des argentinischen Komponisten Alberto Ginastera. Unter der musikalischen Leitung von Marc Tardue ist Solist Andreas Mildner an der Seite des Philharmonischen Orchesters zu erleben.

Sich auf ein Konzertprogramm einzustellen, beginnt für viele Besucher bereits mit der Werkeinführung, die im Kleinen Saal der Musikhochschule stattfindet. Zum fünften Sinfoniekonzert jedoch wird nicht wie gewohnt die Konzertdramaturgie die Gäste über die wesentlichen Hintergründe zur Musik informieren. Für den Einführungsvortrag zeichnen dieses Mal Schüler des Musikkurses am Matthias-Grünewald- Gymnasium verantwortlich. Gemeinsam mit der Dramaturgie haben sich die Schüler seit Januar mit den Werken und seinen Hintergründen beschäftigt, haben die Musik analysiert und Fachliteratur gelesen, um sich nun dieser Aufgabe bestens vorbereitet zu widmen. Pointiert und mit Musikbeispielen belebt, ist das Publikum eingeladen, sich ab 19:30 Uhr im Kleinen Saal auf das Klangerlebnis des Konzerts einzustimmen.
Beitrag von

Kommentare

Ihr Kommentar

* Pflichtfeld

Mit der Nutzung der Kommentarfunktion stimmen Sie unserer Datenschutzerklärung zu.
* Pflichtfeld

Mit der Nutzung der Kommentarfunktion stimmen Sie unserer Datenschutzerklärung zu.