„Glücksfall für die Stadt“

Thema Staatstheater: Ein Gespräch mit Christian Schuchardt
Am vergangenen 3. November haben die Stadt Würzburg und der Freistaat Bayern ein Eckpunktepapier unterzeichnet, das den Weg des Mainfranken Theaters zum Staatstheater beschreibt. Die Redaktion sprach mit OB Christian Schuchardt über die Bedeutung dieses Schritts und seine Auswirkungen auf die Stadt.
 
BRITTA GRIGULL: Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, bis zur Spielzeit 2022/23 wird das städtische Mainfranken Theater sukzessive zum Staatstheater aufgewertet. Was bedeutet das für die Stadt?

CHRISTIAN SCHUCHARDT: Für die Stadt Würzburg ist das in verschiedener Hinsicht ein Glücksfall. Zunächst einmal erhöht der Freistaat bereits ab diesem Jahr seine Beteiligung an den Betriebskostenzuschüssen des Theaters. Bis zur Spielzeit 22/23, wenn wir in das fertig sanierte und erweiterte Haus einziehen wollen, gelangen Stadt und Freistaat sukzessive zu einer paritätischen Finanzierung. Das Mainfranken Theater ist also künftig finanziell deutlich besser abgesichert als bisher. Es wird damit in die Lage versetzt, seine künstlerische Qualität im Sinne einer Exzellenzinitiative weiterzuentwickeln oder Preis- und Tarifsteigerungen abzufedern. Zugleich steht außer Frage, dass das „Etikett“ Staatstheater eine großartige Würdigung der schon jetzt geleisteten künstlerischen Arbeit aller Sparten ist. Es verleiht dem Haus noch mehr Strahlkraft weit über die Grenzen von Stadt und Region hinaus.

BRITTA GRIGULL: Was bedeutet das für Würzburg im interkommunalen Wettbewerb?

CHRISTIAN SCHUCHARDT: Würzburg und Mainfranken kann das viele positive Effekte bescheren. Ich denke da ebenso an den Wettbewerb um Unternehmensansiedlungen wie etwa an die Gewinnung von neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Denn: Je herausragender und vielfältiger das kulturelle Profil und Angebot eines Standortes ist, desto eher werden Menschen und Firmen angelockt, sich dort niederzulassen. Die mit der Kultur verbundene Lebensqualität ist ein nachhaltiger Beitrag zur Stadtentwicklung und fördert Identität und Wachstum der Regiopolregion Mainfranken.

BRITTA GRIGULL: Sie sprechen bei den jetzt mit dem Freistaat getroffenen Staatstheater-Vereinbarungen von einem „Würzburger Modell“. Was verbirgt sich dahinter?

CHRISTIAN SCHUCHARDT: Ein sehr häufig vorzufindendes Konstrukt, das auch 2018 in Augsburg beim Übergang vom Stadt- zum Staatstheater umgesetzt wurde, ist die Überführung in eine Stiftung. Mit solch einer Änderung der Rechtsform und Trägerschaft können auch für die Beschäftigten viele Veränderungen und Unsicherheiten einhergehen. Bei unserem Würzburger Modell bleibt das Theater in städtischer Trägerschaft, Personalübergänge werden vermieden. Das heißt, alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bleiben wie bisher städtische Angestellte.

BRITTA GRIGULL: Gibt es dennoch Bereiche, in denen der Freistaat künftig größeren Einfluss nehmen wird?

CHRISTIAN SCHUCHARDT: Mit der Aufwertung zum Staatstheater verfolgen wir das Ziel, den hiesigen Theaterstandort zeitgemäß weiterzuentwickeln und die Bedeutung des Mainfranken Theaters auch für Nordbayern und die benachbarten Regionen zu stärken. Das Erreichen dieser Ziele wollen Stadt und Freistaat künftig gemeinsam vorantreiben und evaluieren.

BRITTA GRIGULL: Wäre die Aufwertung zum Staatstheater auch ohne den Beschluss denkbar gewesen, das Mainfranken Theater zu sanieren und zu erweitern?

CHRISTIAN SCHUCHARDT: Denkbar vielleicht, denn es geht dabei ja auch um die schon jetzt erreichte Qualität der künstlerischen Arbeit. Doch erst die Bündelung beider Schritte – die Sanierung und die Entwicklung zum Staatstheater – eröffnet uns jetzt einen veritablen Quantensprung. Dass wir diese Kräfte freisetzen können, verdanken wir einem beispiellosen Schulterschluss von Stadt und Landkreis Würzburg, dem Bezirk Unterfranken, dem Freistaat Bayern, allen Freunden des Theaters sowie der Würzburger Bürgerschaft.
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