Weihnachtskonzert 2021

Cherchez la femme

Romantische Chormusik und Lieder zum Weihnachtsfest
Robert Schumann, Felix Mendelssohn Bartholdy oder Gabriel Fauré: Namen, die jeden Musikkenner aufhorchen lassen. Doch nur wenige ahnen, dass an der Seite jener Tonschöpfer Frauen lebten, die selbst beeindruckende Komponistinnen waren. Das Weihnachtskonzert widmet sich einer besonderen musikalischen Einkehr in der Vorweihnachtszeit, bei der unter anderem Werke berühmter Komponistinnen erklingen.
Es gibt nur zwei Arten recht zu leben: Irdisch
oder himmlisch. Man kann der Welt dienen und
nützen, ein Amt führen, Geschäfte treiben, Kinder
erziehen, dann lebt man irdisch. Oder man
lebt himmlisch in der Betrachtung des Ewigen,
Unendlich, im Streben nach Gott. Wer anders
leben will als auf eine dieser beiden Arten, der
verdirbt.
Karoline von Günderrode
Was hier die Philosophin Karoline von Günderrode als irdischen Weg kennzeichnet, steht ohne Zweifel immer im Kontext der gesellschaftlichen Erwartungshaltung. Einer individuellen Berufung als Komponistin zu folgen, war im 19. und auch 20. Jahrhundert alles andere als gesellschaftskonform. Hier erwartete man Zurückhaltung. Dass eine Dame musikalische Bildung genoss, galt zwar in den höheren Kreisen als angemessen. Das implizierte aber nicht, dass diese Frauen dann auch ins Rampenlicht treten sollten und eine Komponistinnen-Karriere anstrebten. Selbst in einem so offenen Haus wie jenem der Familie Mendelssohn, die ihren Kindern Felix und Fanny eine umfassende musikalische Ausbildung ermöglichte, war klar, dass der Sohn des Hauses eine Karriere verfolgen kann, seine ebenso begabte Schwester ihr Talent maximal in den häuslichen Sonntagsmusiken ausleben würde, aber ihre eigentliche Erfüllung als Ehefrau und Mutter finden würde.
Auch Robert Schumann setzte zwar alles daran, Clara Wieck, die auf dem besten Weg war, eine gefeierte Pianistin zu werden, zu heiraten. Jedoch war es ihm nachgerade unrecht, wenn sie ihn für Konzertreisen in Leipzig oder Düsseldorf zurücklassen wollte. Erst die Biografien von Lili Boulanger oder Amy Beach zeigen, dass auch Komponistinnen erfolgreich werden konnten.
Auf dem Programm zum Weihnachtskonzert vor dem vierten Adventswochenende stehen neben Mendelssohns Chor Vom Himmel hoch die Kantate Lobgesang seiner Schwester Fanny Hensel. Auch der sphärische Chor Les Sirenes von Lili Boulanger und Amy Beachs „Peach I leave with you“ laden zur Einkehr ein. Klangliche Akzente setzt das Blechbläserquintett des Philharmonischen Orchesters Würzburg mit ausgewählten Choralbearbeitungen. Die Sopranistin Silke Evers wird neben dem Lobgesang und den Sirenen Clara Schumanns Liederzyklus op. 13 interpretieren. Sandra Fechner, die sich dem Würzburger Publikum 2019 als Waltraute in der Götterdämmerung vorstellte, wird neben ihrer Partie im Lobgesang eine Auswahl aus den Weihnachtsliedern op. 8 von Peter Cornelius intonieren.

Chor und Extrachor des Mainfranken Theaters, einstudiert von Chordirektor Sören Eckhoff, komplettieren das Ensemble, das von Pianistin Silvia Vassallo Paleologo am Flügel begleitet wird. Neben himmlischer Musik warten viele spannende Hintergrundgeschichten bei diesem etwas anderen Weihnachtskonzert.