Familienbande

Wenn die Liebe zur Musik in die Wiege gelegt wird
Beim Eröffnungskonzert der Sinfoniekonzertreihe widmet sich das Philharmonische Orchester Würzburg an der Seite von Pianist Bernd Glemser und unter der musikalischen Leitung von Enrico Calesso Werken von Richard Wagner, Siegfried Wagner sowie Franz Liszt.


Gehört es zum Alltag der Eltern zu musizieren oder zu komponieren, kultivieren auch Kinder Musik als einen wesentlichen Teil des Lebens. Ein Paradebeispiel einer solchen Musikerfamilie sind die Bachs. Schon im Jahr 1735 listete Johann Sebastian Bach in seinem Werk Ursprung der musicalisch-Bachischen Familie 53 verwandte Musiker auf. Zwar war die Zählung nicht ganz exakt, doch sollten noch viele weitere musikaffine Generationen im Bach-Clan folgen. Das Phänomen, dass Söhne in die Fußstapfen des Vaters treten, findet sich nicht nur beim Thomaskantor – bekanntermaßen wählten auch Wolfgang Amadeus Mozart, Ludwig van Beethoven, Siegfried Wagner sowie Johann Baptist, Josef und Eduard Strauss die Musik als ihre Berufung. Weitere erstaunliche Musikerfamilien sind etwa die Mendelssohns oder die Schumanns. Die Konzerte des Philharmonischen Orchesters bieten in dieser Spielzeit vielfältige Möglichkeiten, Werke von komponierenden Familien zu erleben.

Liebe auf den zweiten Blick
Beim ersten Sinfoniekonzert steht die Familie Wagner im Fokus. Zur ersten Begegnung zwischen Cosima und Richard Wagner kam es anlässlich eines abendlichen Empfangs im Oktober 1853 im Haus ihres Vaters Franz Liszt. In "Mein Leben" erinnerte sich Richard Wagner, dass es vor allem ihre elegante Zurückhaltung war, die ihm imponierte. Weniger aus Liebe als mehr aus Anstand heiratete Cosima am 18. August 1857 Hans von Bülow. Aus den anfänglich schüchternen Blicken zwischen Richard Wagner und Cosima war 1863 ein starkes Begehren erwachsen. „Wir blickten uns stumm in die Augen, und ein heftiges Verlangen nach eingestandener Wahrheit übermannte uns zu dem keiner Worte bedürfenden Bekenntnisse eines grenzenlosen Unglückes, das uns belastete. Unter Tränen und Schluchzen besiegelten wir das Bekenntnis, uns einzig gegenseitig anzugehören. Uns war Erleichterung geworden.“ Ganz unkompliziert war diese Liebe nicht: Wagner konnte sich beinahe zwei Jahre lang nicht öffentlich an der Seite Cosimas zeigen. Cosima stand zwischen Richard Wagner und dessen bestem Freund, ihrem Ehemann Hans von Bülow. Ein Brief Wagners an Cosima, den von Bülow geöffnet hatte, enthüllte dem Gatten die ganze Wahrheit.

Am 25. August 1870 wurden Richard und Cosima in der protestantischen Kirche von Luzern getraut. Cosima schrieb in ihr Tagebuch: „Um 8.00 Uhr fand unsere Trauung statt; möge ich würdig sein, R.‘s Namen zu tragen!“
Klingendes Familienporträt
Beim ersten Sinfoniekonzert hat Generalmusikdirektor Enrico Calesso in der programmatischen Gestaltung diese komplexe Familiensituation aufgegriffen. Ein zentrales Werk dieses Abends ist Richard Wagners "Siegfried-Idyll". Der Komponist schrieb das Orchesterstück 1870 zu Cosimas Geburtstag. Das Werk war nicht nur ein Geschenk zum 33. Geburtstag, es zelebrierte auch die Geburt des gemeinsamen Sohnes Siegfried.

Dieser wiederum folgte den familiären Vorbildern – dem Vater Richard Wagner und dem Großvater Franz Liszt – und konnte selbst eine beachtliche Zahl an Musiktheaterwerken zu Papier bringen. Das Prélude zu "Sonnenflammen" von 1918 zeigt dessen Gespür für weit gespannte Melodielinien und spätromantische Klangsprache. Mit dem Totentanz, einer Paraphrase über das „Dies irae“ für Klavier und Orchester, erklingt eines der markantesten Werke aus der Feder von Franz Liszt.

Der Dirigent und Pianist Hans von Bülow bildet die Brücke zur Burlesque von Richard Strauss. Der damals 21-jährige Strauss hatte es Bülow als Dankeschön für das Engagement in Meiningen zugeeignet. Bei den Konzerten am 24. und 25. Oktober wird sich Pianist Bernd Glemser der exponierten Soloparts annehmen.
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