Tanz
Leben für den Tanz
Ein Portrait über Marius Krisan und den Beruf des Probenleiters
Marius Krisan kam 1999 ans Würzburger Theater, damals noch als Tänzer. Heute ist er die rechte Hand der Choreografi n und Ballettdirektorin Dominique Dumais. Was zeichnet die Arbeit eines Probenleiters aus?

Geboren und ausgebildet in Rumänien sammelte Krisan Erfahrungen in verschiedenen Tanzcompagnien und unternahm als Gruppen- sowie Solo-Tänzer Tourneen mit klassischen und modernen Choreografien. An der Staatlichen Ballettschule in Cluj-Napoca (Rumänien) war er zudem als Pädagoge tätig. In den 1990er Jahren tanzte er in der Ballettcompagnie der Komischen Oper Berlin, bis es ihn schließlich nach Würzburg verschlug. Schon während seiner Tätigkeit als Tänzer begann Krisan, Trainingseinheiten zu übernehmen und Choreografen bei Produktionen zu assistieren, bis er 2007 endgültig in die Position des Probenleiters wechselte.

Diese vielseitigen Erfahrungen in unterschiedlichen Theatern und Ensembles, mit unterschiedlichen Choreografinnen und Choreografen und damit auch Tanzstilen sind es, die ihn für seine heutige Position auszeichnen. Das und ein gutes Gedächtnis.
Marius Krisan mit Marcel Casablanca in den Proben für Lottes Ballhaus | Foto: Zhiyelun Qi
Jede Probenwoche muss detailliert geplant werden. Gemeinsam mit Ballettdirektorin Dumais bespricht Krisan, wie viele Proben für wen und welches Stück notwendig sind, aber auch was das Ensemble in den unterschiedlichen Probenphasen körperlich braucht, vom richtigen Training bis zu ausreichenden Ruhe- beziehungsweise Regenerationsphasen. Das setzt ein tiefgehendes Verständnis für Produktionsabläufe voraus.

An zwei bis drei Tagen die Woche übernimmt Krisan das morgendliche Training, ein essenzieller Bestandteil des Arbeitstages der Tänzerinnen und Tänzer. Es bereitet sie körperlich wie mental auf die Proben vor.
Als choreografischer Assistent ist eine schnelle Auffassungsgabe notwendig. Während des Kreationsprozesses ist es Krisans Aufgabe, alle von den Choreografen und den Tanzenden entwickelten Abfolgen „aufzunehmen“ – physisch, indem er die Bewegungen mitmacht, schriftlich, durch ausführliche Notizen, sowie filmisch. Durch die Video-Aufzeichnungen der Proben und Vorstellungen erstellt er auch ein ausführliches Archiv der künstlerischen Arbeiten.
Vertrauensvolle Zusammenarbeit
Für Choreografinnen und Choreografen ist die zusätzliche Person, die mit ihnen gemeinsam den täglichen Probenprozess durchläuft, sehr wichtig. Die Zusammenarbeit setzt Vertrauen und Loyalität voraus. Ballettdirektorin Dominique Dumais erklärt: „Ich baue sehr auf die Unterstützung durch die Person, die neben mir vor der Compagnie sitzt. Es ist ein zweites Paar Augen, ein Partner, mit dem ich immer wieder Absprache halten kann und der meine künstlerischen Werte mit verfolgt. Ich schätze Marius Krisan dabei sehr.“

Krisan selbst sagt: „Ob im Probensaal, backstage oder im Zuschauerraum, ich erlebe immer wieder besondere Momente und erfreue mich an meiner Arbeit. Besonders ist für mich aber vor allem, wenn ich meine Erfahrungen weitergeben und damit den Kolleginnen und Kollegen helfen kann; zu sehen, dass meine Unterstützung einen positiven Effekt auf die Tänzerinnen und Tänzer hat und sie in ihrem Beruf zufrieden sind. Und zugleich kann ich in meinem Beruf auch selbst immer wieder Neues erfahren und lernen. Das hört nie auf.“
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