Grösstes Drama der Moderne

Giuseppe Verdis "Rigoletto" am Mainfranken Theater
Mit "Rigoletto" startet das Musiktheater in die Spielzeit "Familienbande“. Intendant Markus Trabusch nimmt sich Verdis Erfolgsoper als Regisseur an, am Dirigentenpult steht Generalmusikdirektor Enrico Calesso. Als Interpret der Titelpartie kehrt der italienische Star-Bariton Federico Longhi ans Mainfranken Theater zurück.


Gemeinsam mit dem Trovatore und der Traviata bildet der am 11. März 1851 in Venedig uraufgeführte "Rigoletto" die so genannte „trilogia popolare“; jene Opern-Trias, die Verdis Ruf als bedeutendster italienischer Opernkomponist seiner Zeit endgültig besiegelte. "Rigoletto" steht am Ende einer kräftezehrenden, ein knappes Jahrzehnt währenden Schaffensphase, die der Komponist später selbst als „anni di galera“, als Galeerenjahre bezeichnete: Nicht weniger als 13 Opern brachte Verdi zwischen dem frühen "Nabucco" (1843) und "Rigoletto" zu Papier! Dieses schier übermenschliche Pensum mag auch als Reaktion auf einen schweren Schicksalsschlag gedeutet werden. Zwischen 1838 und 1840 waren kurz nacheinander seine beiden Kinder und seine erste Ehefrau gestorben. Um überhaupt weiterleben zu können, stürzte sich Verdi wie im Wahn in Arbeit.

Hatte Verdi zur Überwindung dieser Lebenskrise – in der Darstellung seines Freundes Michele Lessona – überwiegend „schlechte Bücher,  vor allem Hintertreppenromane“ gelesen, so eignete er sich im Laufe der Galeerenjahre Hauptwerke der Weltliteratur als Basis seines künftigen Opernschaffens an: "Giovanna d’Arco, I masnadieri" (Die Räuber) und "Luisa Miller" nach Schiller, "Macbeth" nach Shakespeare sowie "Ernani" nach Victor Hugo. Auch "Rigoletto" geht auf Hugo und dessen Skandalstück "Le roi s’amuse" (Der König amüsiert sich) von 1832 zurück, das Verdi als das „vielleicht größte Drama der Moderne“ pries. Die Größe der Oper wiederum, die "Rigoletto" über vergleichbare Werke seiner Zeitgenossen hinaushebt, liegt in der überzeitlichen Dimension des dargestellten Stoffes, dessen zentraler Konflikt auf eine Frage zugespitzt werden kann: „Ist es möglich“, so der Verdi-Kenner Anselm Gerhard, „seinen Privatbereich vor einer zynischen Gesellschaft zu schützen, wenn man sich deren Niedertracht im Berufsleben ohne jeden Skrupel zu eigen macht?“

Nach seiner umjubelten Inszenierung von Rossinis "Barbier von Sevilla" wendet sich Intendant Markus Trabusch erneut als Regisseur der Oper zu. Mit "Rigoletto" setzt er seine Beschäftigung mit dem Werk Verdis fort, die er 2011 mit "La traviata" in Augsburg begonnen hat. Erneut an seiner Seite ist Susanne Hiller in Würzburg zu Gast, die für Bühnen- und Kostümbild verantwortlich zeichnet. Zugleich ist es die erste Zusammenarbeit Trabuschs mit Generalmusikdirektor Enrico Calesso, der zuletzt – ebenfalls in der Saison 17/18 – in der "Sizilianischen Vesper" als Verdi-Dirigent in Würzburg zu erleben war. Ein Wiedersehen gibt es mit dem gefeierten italienischen Star-Bariton Federico Longhi, der nach seinem fulminanten Würzburg-Debüt als Guy de Montfort in der "Sizilianischen Vesper" nun als Interpret der Titelpartie an das Mainfranken Theater zurückkehrt; in dieser Partie ist er alternierend mit Kosma Ranuer zu erleben. In weiteren Hauptrollen singen und spielen Roberto Ortiz (Duca), Akiho Tsujii (Gilda) und Igor Tsarkov (Sparafucile). Als Maddalena ist Mezzosopranistin Katharina von Bülow zu erleben, die in dieser Saison Mitglied des Würzburger Opernensembles ist.

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