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Nannerl Mozart in Hohenroth

Eine besondere Kooperation mit der S.O.S. Dorfgemeinschaft
Anouk Elias als Nannerl Mozart am Flügel | Foto: Nik Schölzel
Seit dem 21. November begeistert das Familienstück im Keller Z87 Groß und Klein. Die Premiere feierte Mozarts Schwester allerdings in der S.O.S. Dorfgemeinschaft Hohenroth.

Ihre Finger gleiten leicht über die Tasten, sie spielt die Sonate ihres Bruders und führt in die Geschichte ein, alle Zuschauerinnen und Zuschauer lauschen gespannt ihren Worten. Maria Anna Mozart, genannt Nannerl, hatte eine aufregende Kindheit voller Konzertreisen und Auftritte vor Adeligen, Fürsten und Kaiserinnen. Das Theaterstück zeigt spielerisch, wie ihr musikalisches Talent und das ihres Bruders entdeckt werden und wie die beiden Geschwister ihre Freude an der Musik teilen. Doch auch ihre unterschiedlichen Charakterzüge kommen zum Vorschein, die Vernunft und Folgsamkeit der älteren Schwester und die Spitzbübigkeit und Frechheit des Familiensprösslings.

Viel Lachen, Staunen und begeisterter Zwischenapplaus begleiteten die erste Aufführung am 18. November 2021 vor Bewohnerinnen und Bewohnern im Saal der S.O.S. Dorfgemeinschaft Hohenroth bei Gemünden am Main. Hier wohnen erwachsene Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung in Hausgemeinschaften zusammen, sie bewirtschaften Äcker, Wiesen und Wald, arbeiten in kreativen Werkstätten, betreiben ein Café und einen Laden, in ihrer Freizeit musizieren sie gerne, machen Sport, spielen aber auch Theater. Das Mainfranken Theater freute sich über diese Kooperation. Zwei Wochen lang konnte das Team dort proben, in der Woche nach der Aufführung gab es für Interessierte einen theaterpädagogischen Workshop. Dabei konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer das Stück reflektieren, diskutieren, in verschiedene Rollen schlüpfen und Theater selbst erleben. Wie läuft eine Dame aus dem 18. Jahrhundert, worauf muss sie achten? Wie begrüßen sich ein Fürst und sein Angestellter? Wie könnte die Szene zwischen Leopold Mozart und dem italienischen Grafen anders ausgehen? Was ist heute anders als damals? Dies szenisch umzusetzen bereitete den Theaterbegeisterten viel Spaß und Freude.

Den größten Erfolg verzeichnete jedoch das „Tutting“. Die Regisseurin Annalena Maas setzte es in der Inszenierung ein, um das musikalische Talent von Nannerl und Wolferl in Bewegungen sichtbar zu machen. Während des Workshops konnten die Beteiligten eine Art des Tuttings selbst ausprobieren: eine Person setzte sich ans Klavier und reagierte auf die Bewegungen der anderen, die mit Armen und Händen Geraden bildeten und wieder brachen und auch den gesamten Körper zum Einsatz brachten. „Es hat alles sehr viel Spaß gemacht. Es war einfach schön“, fassten die Beteiligten die Aufführung und den Workshop zusammen.
Nicht immer ist es leicht, gemeinsam unterwegs zu sein. Die beiden Geschwister Nannerl und Wolfgang Mozart | Foto: Nik Schölzel
Auch als theater to go
für Schulen buchbar
Schauspiel | ab der 3. Klasse

Buchung, Infos und weitere
Klassenszimmerstücke unter
mainfrankentheater.de/theatertogo

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