Wiedersehen in Würzburg

Kevin Barz inszeniert "Kein Schiff wird kommen" von Nis-Momme Stockmann
Nach der Uraufführung von Teresa Doplers "Unsere blauen Augen" in der vergangenen Spielzeit kehrt Kevin Barz nun für "Kein Schiff wird kommen" als Hausregisseur ans Mainfranken Theater zurück. Das Stück erzählt die Familiengeschichte eines Theaterautoren, der für einen Werkauftrag über den Mauerfall auf seiner Heimatinsel Föhr recherchiert. Ein Bericht von der Konzeptionsprobe.

Montag, 8.7.: Die Vorproben zu "Kein Schiff wird kommen" beginnen pünktlich um 10 Uhr. Anwesend sind das Ensemble, die Bühnenbildnerin, der Kostümbildner, zwei Kolleginnen aus der Dramaturgie, die Regieassistentin und Kevin Barz, der als Regisseur die Saison in der Kammer eröffnet. Im Hinblick auf die Eröffnungsproduktion des Schauspiels in der Kammer liegt Vorfreude in der Luft. Für einige ist es ein Wiedersehen, andere Kolleginnen und Kollegen lernen sich gerade erst kennen.
Wie alles Beginnt
Das zweigeteilte Probenbühnenbild zeigt im vorderen Teil ein provisorisches Wohnzimmer, dahinter ist ein karg eingerichteter Raum zu sehen. Schon jetzt wird deutlich, welch unterschiedliche Atmosphären in beiden Teilen des Aufbaus herrschen. Bevor die Schauspieler mit den szenischen Proben beginnen, kommen alle am runden Tisch zusammen. Kevin Barz berichtet kurz von den Eindrücken, die das Stück nach der ersten Durchsicht bei ihm hinterlassen hat. Eine Geschichte über die Nacht des Mauerfalls also. Die erste Gemeinsamkeit zwischen Regisseur und Protagonist des Textes ist schnell gefunden: Beide interessieren sich weniger für eine Nacherzählung der deutschen Vergangenheit, vielmehr liegt das angespannte Verhältnis zwischen Vater und Sohn im Fokus der Aufmerksamkeit.

Für Barz ist diese Beziehung der Ausgangspunkt der Inszenierung und gleichzeitig direkt mit Erinnerungen an das eigene Elternhaus verknüpft. So hört er beispielsweise beim Lesen der Szenen eine laut tickende Standuhr, die sich irgendwo in eben dem Raum befinden soll, den Bühnenbildnerin Catharina Bornemann für den vorderen Teil der Kammer entworfen hat. Martin Liema und Georg Zeies lesen die Szene des Wiedersehens von Vater und Sohn. Schon beim Lesen wird die Spannung greifbar. Wieder gibt es Gemeinsamkeiten zwischen der literarischen Vorlage und den Erfahrungen mehrerer Produktionsbeteiligter, die von ähnlichen Erlebnissen mit den eigenen Eltern berichten. Das Gefühl, als Erwachsener nach Hause zurückzukehren und vor dem älter werdenden Elternteil wieder in die Rolle des Kindes zu rutschen, ist allen Anwesenden vertraut.
Vorfreude
Die Kostümentwürfe für die Figur der Mutter, gespielt von Christina Theresa Motsch, und für die beiden männlichen Kollegen rufen Erinnerungen ans späte 20. Jahrhundert hervor. Der Kostümbildner Stefan Schill hat sich teilweise
an Filmen und Fotografien aus den 80er Jahren orientiert. Bilder von Hausfrauen in Kittelschürzen hängen an der Wand der Probebühne IV gleich neben dem Entwurf eines Berliner Hipsters im Jahr 2019. So könnte man sich den Sohn und Autor der Geschichte vorstellen.

Kevin Barz ist die Vorfreude auf die Probenzeit anzumerken. In den darauffolgenden Tagen möchte er sich noch einmal mit der Dramaturgie zusammensetzen und kleine Änderungen
in der Textfassung besprechen. Für die Schauspieler heißt es nun: Text lernen! Denn die zweite Probe beginnt schon bald.
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