So haben Sie Wagner noch nie gehört

„Götterdämmerung“ am Mainfranken Theater
Mehrere hochkarätige Rollendebüts und eine Uraufführung machen Richard Wagners „Götterdämmerung“ am Mainfranken Theater zu einem ganz besonderen Ereignis. Die – praktisch ausverkaufte – Premiere ist am 26. Mai, weitere Vorstellungen gibt es bis zum 20. Juli 2019. 

Richard Wagner dachte monumental. Seine „Götterdämmerung“, dritter Tag seines Bühnenfestspiels „Der Ring des Nibelungen“, konzipierte er für ein Orchester mit 115 Musikern, darunter allein 64 Streicher. Mittelgroße Bühnen wie das Mainfranken Theater, die das Werk szenisch aufführen wollten, haben sich daher bislang gern mit einer der zwei existierenden Partiturbearbeitungen aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts beholfen.

Jetzt liegt mit einer Fassung des Dirigenten und Komponisten Eberhard Kloke, die in Würzburg uraufgeführt wird, eine Partitur vor, die nicht einfach – wie es die älteren Bearbeitungen noch taten – auf eine Verkleinerung des Orchesters und den Verzicht auf einzelne Klangfarben setzt. Das Besondere: Kloke behält in seiner Fassung alle typischen Instrumente wie Wagnertuben oder Stierhörner bei und verschlankt zugleich viele Dopplungen, um das Klangbild zu schärfen und im Sinne Wagners sogar weiterzuentwickeln.

So kommen anstelle von 64 Streichern in der Originalbesetzung im Mainfranken Theater beispielsweise lediglich 31 zum Einsatz. Damit das trotzdem nach Wagner klingt, müssen diese Musiker mehr spielen – etwa unterstützen die zweiten Geigen die ersten an den Stellen, an denen Wagner einen besonders üppigen Klang  intendierte. Ähnlich arbeitsteilig geht Eberhard  Kloke die weiteren Instrumentengruppen an. Ergänzend treten in seiner Fassung Instrumente hinzu, die es zu Lebzeiten Richard Wagners zwar noch nicht gab, die der Komponist, der stets auf der Höhe der Zeit arbeitete, aber mutmaßlich eingesetzt hätte, wenn er sie schon gekannt hätte. Ein Kunstgriff, der eine Ausdifferenzierung der Klangfarben ermöglicht – und der in Würzburg zum Beispiel fünf von sechs Harfen einzusparen hilft, indem diese durch die sphärischen Klänge der Celesta ersetzt werden. Dieses vielseitige Tasteninstrument wurde in Deutschland einige Jahre nach Wagners Tod erstmals produziert.

Hochkarätige Gäste geben ihre Rollendebüts

Ähnlich spektakulär wie im Orchestergraben geht es ab dem 26. Mai auf der Bühne zu. Als Interpreten der zentralen Gesangspartien hat das Mainfranken Theater international renommierte Gäste gewonnen, die allesamt ihr Rollendebüt in der „Götterdämmerung“ geben. So kehrt Paul McNamara mit der Partie des Siegfried nach Würzburg zurück. Der irische Heldentenor ist an der New Yorker Carnegie Hall ebenso gern gesehen wie am Teatro La Fenice in Venedig oder an anderen renommierten internationalen Häusern. Das Würzburger Publikum konnte ihn zuletzt 2018 als Mao in John Adams‘ „Nixon in China“ erleben.

Ihm zur Seite steht mit Elena Batoukova-Kerl als Brünnhilde eine der herausragenden jüngeren Interpretinnen ihres Fachs. Ihre Karriere führte die dramatische Sopranistin bereits an so namhafte Bühnen wie die Wiener Staatsoper, die Deutsche Oper Berlin, die Opéra Bastille de Paris oder zu den Bayreuther und den Salzburger Festspielen. Dabei arbeitet sie regelmäßig mit Dirigenten wie Daniel Barenboim oder Christian Thielemann zusammen. Mit der Partie der Brünnhilde ist Elena Batoukova-Kerl erstmals zu Gast am Mainfranken Theater.

Guido Jentjens (Hagen) war nach ersten Stationen in Düsseldorf, Augsburg, Karlsruhe und Wiesbaden Ensemblemitglied des Staatstheaters Nürnberg. Inzwischen freischaffend tätig, führten ihn Gastengagements an die drei Berliner Opernhäuser, die Staatsoper Hamburg und die Dresdner Semperoper, nach Zürich, Paris sowie in die USA und nach Japan, um nur einige Stationen zu nennen. Sein Repertoire umfasst zahlreiche große Basspartien, von Händel und Mozart (Sarastro, Osmin) über Verdi und das italienische Belcanto-Fach zu den schweren Strauss- (Baron Ochs) und Wagner-Partien (Daland, König Heinrich, Gurnemanz, König Marke und Hunding) sowie zur Moderne.

Kulinarische Genüsse und Kooperationen

Erstklassiger Genuss ist für das Publikum auch abseits der Bühne zu erwarten. Das Catering-Team von Emanuele La Rosa serviert während der Pausen im Theaterfoyer eine Stärkung mit fränkischer Bratwurst, Salat und Sekt im kulinarischen Arrangement. In den Bürgerspital Weinstuben in der Theaterstraße – neben dem Mainfranken Theater – wird während der einstündigen ersten Pause ebenfalls für das leibliche Wohl gesorgt. Chefgastronom Alexander Wiesenegg und sein Team kreieren für die Aufführungstage der „Götterdämmerung“ ein eigenes Auswahl-Menü mit saisonalen Köstlichkeiten. Die Menü-Voucher können an der Theaterkasse erworben werden.


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