Mit Spannung blickt das Mainfranken Theater auf die Premiere der Neuinszenierung von Georges Bizets Carmen am 1. Juni in der Theaterfabrik Blaue Halle. Als Interpretin der Titelpartie gibt Mezzosopranistin Vero Miller abermals ein Rollendebüt. Am Pult des Philharmonischen Orchesters Würzburg ist mit Dirigent Mario Venzago ein Grandseigneur der internationalen Musikszene zu Gast. In Sevilla kreuzen sich die Wege des Brigardiers Don José und der freigeistigen Fabrikarbeiterin Carmen. Als José sie nach einer Messerstecherei festnehmen soll, verfällt er ihr rettungslos, lässt sie entkommen und bringt sich selbst in Verruf. Von nun an zieht ihn Carmen in einen Strudel aus Leidenschaft, Eifersucht und Wahnsinn. Carmen jedoch, die sich keiner Bindung unterwerfen will, verlässt José schon bald für den Torero Escamillo. Die Eifersucht des gedemütigten Don José gipfelt schließlich in einer tödlichen Katastrophe.
EIN MEISTERWERK IM WANDEL DER ZEIT
Georges Bizets Carmen ist die nach Vorstellungszahlenmeist gespielte Oper des internationalen . Dass das Werk bei seiner Uraufführung am 3. März 1875 in Paris zunächst auf Ablehnung stieß, mag aus heutiger Sicht überraschen. Eine Heldin aus der Volksgruppe der Roma und eine Arbeiterin, die mit Soldaten flirtet, schmuggelt, sich selbstbestimmt verhält und am Ende einem Femizid zum Opfer fällt – all das sprengte die Erwartungen an eine „Opéra comique“ jener Zeit. Erst im europäischen Musikleben der Folgejahre konnte sich Bizets Werk durchsetzen. Persönlichkeiten wie Peter Tschaikowsky, der das Werk „neu, stark und inspiriert“ nannte, oder später der Philosoph Friedrich Nietzsche, der Carmen als Gegenmodell zur schwülstigen Wagner-Tradition und insbesondere zu Wagners Parsifal pries, ebneten der Oper den Weg zu ihrem bis heute ungebrochenen Weltruhm. Carmen markiert aber nicht nur einen stilistischen Wendepunkt zwischen französischer Opéra comique, italienischem Melodramma und dem heraufziehenden Verismo – sie stellt auch ein vielschichtiges Spiegelbild gesellschaftlicher und kultureller Zuschreibungen dar, die heute nicht unkommentiert bleiben dürfen.
Im 21. Jahrhundert ist eine kritische Auseinandersetzung mit der Figur der – nach wie vor in Opernführern und Werkankündigungen widerspruchslos so bezeichneten – „Zigeunerin“ Carmen unumgänglich. Der Begriff selbst ist ein historisches Konstrukt – ein Sammelbecken für Projektionen, Klischees und rassifizierende Zuschreibungen, wie sie im 19. Jahrhundert unter dem Etikett „Couleur locale“ üblich waren. Carmen ist keine realistisch gezeichnete Angehörige einer ethnischen Gruppe, sondern eine Projektionsfläche: exotisiert, romantisiert, rassifiziert.
Zugleich ist Bizets Carmen eine der wenigen Opernheldinnen jener Epoche, die selbstbestimmt agiert – und gerade deshalb zur Zielscheibe männlicher Gewalt wird. Don Josés Tötung Carmens ist kein privates Eifersuchtsdrama, sondern ein Femizid: Eine Frau wird getötet, weil sie sich weigert, die Erwartungen eines Mannes zu erfüllen. Bereits Ende der 1970er Jahre beschrieb die französische Philosophin Catherine Clément Carmen weitblickend und gegen festgefahrene Rollenbilder als „die feministischste, die dickköpfigste der Toten“, als eine Figur, die „nein“ sagt – und dafür stirbt.
DIE INSZENIERUNG
Regisseur Till Kleine-Möller bringt mit seiner Neuinszenierung der Carmen eine zeitgenössische Sichtweise auf die Bühne, die Bizets Werk in den Kontext unserer Gegenwart stellt. Krieg und Korruption, Erotik und Gewalt, das sind zentrale Stichworte, denen Kleine-Möller seine Lesart von Text und Partitur unterzieht. Am Mainfranken Theater setzte
Till Kleine-Möller bereits Richard O’Briens The Rocky Horror Show (2023/24) sowie Anthony Neilsons Schauspiel Frohes Fest in der aktuellen Spielzeit erfolgreich in Szene.
DIE BESETZUNG
Die Titelrolle interpretiert die vielfach ausgezeichnete Mezzosopranistin Vero Miller, zuletzt unter anderem gefeiert als Neris in Cherubinis Medea sowie als Donna Anna in Mozarts Don Giovanni. Eine zweite Ebene erhält Carmen durch die Dopplung der Figur durch Schauspielerin Laura Storz, ebenfalls aus dem Ensemble des Mainfranken Theaters, die als Alter Ego der Protagonistin auftritt und so weitere Einblicke in die Innen- und Außenwelt dieser so facettenreichen Figur eröffnet. Der südkoreanische Tenor Jongwoo Kim – erstmals in Würzburg zu Gast – übernimmt die Partie des Don José, Sopranistin Milena Arsovska ist als Micaëla zu erleben, Gustavo Müller gibt den Stierkämpfer Escamillo. In weiteren Rollen wirken mit: Minkyung Kim (Frasquita), Barbara Schöller alternierend mit Marianna Martirosyan (Mercédès), Leo Hyunho Kim (Moralès), Mathew Habib (Le Remendado) und Gabriel Fortunas (Zuniga). Opernchor und Extrachor sowie Komparserie und der Kinder- und Jugendchor des Mainfranken Theaters singen und spielen in der Einstudierung von Chordirektor Sören Eckhoff.
GRANDSEIGNEUR AM DIRIGENTENPULT
Mit Mario Venzago am Pult des Philharmonischen Orchesters Würzburg ist es gelungen, einen der profiliertesten Dirigenten Europas für das Mainfranken Theater und für die musikalische Leitung der Produktion zu gewinnen.
Venzago war unter anderem Generalmusikdirektor in Heidelberg und Chefdirigent renommierter Klangkörper in Europa und den USA, darunter das Berner Symphonieorchester, die Göteborgs Symfoniker, das Indianapolis Symphony Orchestra und das Basler Sinfonieorchester. Er arbeitete ferner mit Orchestern wie den Berliner Philharmonikern, dem Gewandhausorchester Leipzig, dem Philadelphia Orchestra oder dem London Philharmonic Orchestra. Als musikalischer Grenzgänger zwischen Romantik und Moderne ist Venzago nicht nur ein erfahrener Interpret der Opernliteratur, sondern tritt zunehmend auch als Komponist in Erscheinung. Seine eigenen Werke, darunter zwei neue Opern, erscheinen bei der Universal Edition.
PREMIERE
Sonntag, 1. Juni 2025 | 18:00 Uhr
Einführung 35 Minuten vor Beginn
Theaterfabrik Blaue Halle
Weitere Vorstellungstermine und Infos finden Sie hier.
EIN MEISTERWERK IM WANDEL DER ZEIT
Georges Bizets Carmen ist die nach Vorstellungszahlenmeist gespielte Oper des internationalen . Dass das Werk bei seiner Uraufführung am 3. März 1875 in Paris zunächst auf Ablehnung stieß, mag aus heutiger Sicht überraschen. Eine Heldin aus der Volksgruppe der Roma und eine Arbeiterin, die mit Soldaten flirtet, schmuggelt, sich selbstbestimmt verhält und am Ende einem Femizid zum Opfer fällt – all das sprengte die Erwartungen an eine „Opéra comique“ jener Zeit. Erst im europäischen Musikleben der Folgejahre konnte sich Bizets Werk durchsetzen. Persönlichkeiten wie Peter Tschaikowsky, der das Werk „neu, stark und inspiriert“ nannte, oder später der Philosoph Friedrich Nietzsche, der Carmen als Gegenmodell zur schwülstigen Wagner-Tradition und insbesondere zu Wagners Parsifal pries, ebneten der Oper den Weg zu ihrem bis heute ungebrochenen Weltruhm. Carmen markiert aber nicht nur einen stilistischen Wendepunkt zwischen französischer Opéra comique, italienischem Melodramma und dem heraufziehenden Verismo – sie stellt auch ein vielschichtiges Spiegelbild gesellschaftlicher und kultureller Zuschreibungen dar, die heute nicht unkommentiert bleiben dürfen.
Im 21. Jahrhundert ist eine kritische Auseinandersetzung mit der Figur der – nach wie vor in Opernführern und Werkankündigungen widerspruchslos so bezeichneten – „Zigeunerin“ Carmen unumgänglich. Der Begriff selbst ist ein historisches Konstrukt – ein Sammelbecken für Projektionen, Klischees und rassifizierende Zuschreibungen, wie sie im 19. Jahrhundert unter dem Etikett „Couleur locale“ üblich waren. Carmen ist keine realistisch gezeichnete Angehörige einer ethnischen Gruppe, sondern eine Projektionsfläche: exotisiert, romantisiert, rassifiziert.
Zugleich ist Bizets Carmen eine der wenigen Opernheldinnen jener Epoche, die selbstbestimmt agiert – und gerade deshalb zur Zielscheibe männlicher Gewalt wird. Don Josés Tötung Carmens ist kein privates Eifersuchtsdrama, sondern ein Femizid: Eine Frau wird getötet, weil sie sich weigert, die Erwartungen eines Mannes zu erfüllen. Bereits Ende der 1970er Jahre beschrieb die französische Philosophin Catherine Clément Carmen weitblickend und gegen festgefahrene Rollenbilder als „die feministischste, die dickköpfigste der Toten“, als eine Figur, die „nein“ sagt – und dafür stirbt.
DIE INSZENIERUNG
Regisseur Till Kleine-Möller bringt mit seiner Neuinszenierung der Carmen eine zeitgenössische Sichtweise auf die Bühne, die Bizets Werk in den Kontext unserer Gegenwart stellt. Krieg und Korruption, Erotik und Gewalt, das sind zentrale Stichworte, denen Kleine-Möller seine Lesart von Text und Partitur unterzieht. Am Mainfranken Theater setzte
Till Kleine-Möller bereits Richard O’Briens The Rocky Horror Show (2023/24) sowie Anthony Neilsons Schauspiel Frohes Fest in der aktuellen Spielzeit erfolgreich in Szene.
DIE BESETZUNG
Die Titelrolle interpretiert die vielfach ausgezeichnete Mezzosopranistin Vero Miller, zuletzt unter anderem gefeiert als Neris in Cherubinis Medea sowie als Donna Anna in Mozarts Don Giovanni. Eine zweite Ebene erhält Carmen durch die Dopplung der Figur durch Schauspielerin Laura Storz, ebenfalls aus dem Ensemble des Mainfranken Theaters, die als Alter Ego der Protagonistin auftritt und so weitere Einblicke in die Innen- und Außenwelt dieser so facettenreichen Figur eröffnet. Der südkoreanische Tenor Jongwoo Kim – erstmals in Würzburg zu Gast – übernimmt die Partie des Don José, Sopranistin Milena Arsovska ist als Micaëla zu erleben, Gustavo Müller gibt den Stierkämpfer Escamillo. In weiteren Rollen wirken mit: Minkyung Kim (Frasquita), Barbara Schöller alternierend mit Marianna Martirosyan (Mercédès), Leo Hyunho Kim (Moralès), Mathew Habib (Le Remendado) und Gabriel Fortunas (Zuniga). Opernchor und Extrachor sowie Komparserie und der Kinder- und Jugendchor des Mainfranken Theaters singen und spielen in der Einstudierung von Chordirektor Sören Eckhoff.
GRANDSEIGNEUR AM DIRIGENTENPULT
Mit Mario Venzago am Pult des Philharmonischen Orchesters Würzburg ist es gelungen, einen der profiliertesten Dirigenten Europas für das Mainfranken Theater und für die musikalische Leitung der Produktion zu gewinnen.
Venzago war unter anderem Generalmusikdirektor in Heidelberg und Chefdirigent renommierter Klangkörper in Europa und den USA, darunter das Berner Symphonieorchester, die Göteborgs Symfoniker, das Indianapolis Symphony Orchestra und das Basler Sinfonieorchester. Er arbeitete ferner mit Orchestern wie den Berliner Philharmonikern, dem Gewandhausorchester Leipzig, dem Philadelphia Orchestra oder dem London Philharmonic Orchestra. Als musikalischer Grenzgänger zwischen Romantik und Moderne ist Venzago nicht nur ein erfahrener Interpret der Opernliteratur, sondern tritt zunehmend auch als Komponist in Erscheinung. Seine eigenen Werke, darunter zwei neue Opern, erscheinen bei der Universal Edition.
PREMIERE
Sonntag, 1. Juni 2025 | 18:00 Uhr
Einführung 35 Minuten vor Beginn
Theaterfabrik Blaue Halle
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