Kasimir und Karoline

von Ödön von Horváth
„Man hat halt oft so eine Sehnsucht in sich – aber dann kehrt man zurück mit gebrochenen Flügeln und das Leben geht weiter, als wär man nie dabei gewesen.“
Inmitten des Treibens auf dem Münchner Oktoberfest sucht Kasimir mit seiner Freundin, der Büroangestellten Karoline, ein bisschen Zerstreuung. Doch eigentlich ist ihm nicht danach, seine Stelle als Chauffeur wurde abgebaut und so plagen ihn nun Zukunftsängste. Es kommt zum Streit, Karoline lässt ihren Verlobten stehen und geht lieber mit der zufälligen Bekanntschaft Schürzinger Achterbahn fahren.

Es beginnt eine Odyssee über die Festwiese. Kasimir vertreibt sich die Zeit mit einem früheren Bekannten, dem Kleinkriminellen Merkl Franz, und dessen Freundin Erna. Zwischen Wiesenbier und Kapellenmusik gibt ihm die freche Elli einen Laufpass, Kasimir wird immer verzweifelter. Währenddessen macht Karoline die Bekanntschaft mit zwei weiteren wohlhabenden und betrunkenen Herren, Rauch und Speer, die es unverblümt auf ein Stelldichein mit ihr abgesehen haben. Sie lässt sich von beiden zu allerlei einladen, weil sie hofft, so vielleicht auch im Leben hoch hinaus zu kommen. Als Rauch Karolines doch überdrüssig wird, jagt er sie davon, und diese Sehnsucht zerplatzt. Am Ende des Abends stehen sich Kasimir und Karoline noch einmal gegenüber: Sie möchte ihn zurück, doch Kasimir hat nach der Verhaftung von Merkl Franz schon Erna im Arm, sodass sich Karoline für Schürzinger entscheidet.

Ödön von Horváth verfasste das Volksstück unter dem Eindruck der Folgen der Weltwirtschaftskrise von 1929 und den daraus folgenden politischen Krisen der späten Weimarer Republik. Horváth sagt selbst, das Grundmotiv seiner Stücke sei der Kampf des Bewusstseins gegen das Unterbewusstsein. „Kasimir und Karoline“ zeigt das Ringen zwischen der Akzeptanz der eigenen Umstände und dem Ausleben der Triebe, auf die Spitze getrieben im Kontext der schillernden Volksfestkulisse, wo alle gemeinsam trinken und tanzen.