Vorschau Konzert

Bitte, wer?

Kammerkonzert mit unbekannten Schätzen
Beim zweiten Kammerkonzert der Spielzeit am 28. November präsentieren Oboistin Sophia Huschle und Pianistin Alessandra Gentile im Toscanasaal der Residenz Würzburg Werke von Antal Doráti, Antonio Pasculli und Antonio Vivaldi.

Für die geneigten Konzertgängerinnen und -gänger gibt es unterschiedliche Varianten mit einem Programm umzugehen: Es stehen die bekannten Meister auf den Plan und man kennt das Werk ohnehin schon oder kann auf gewisse Erfahrungen bauen, die eine klangliche Einordnung der Stücke ermöglichen. Das Resultat ist, dass man entspannt im Konzert bekannter Musik lauschen kann und keine allzu großen Überraschungen erlebt. Aber Vorsicht: Selbst wer ein festes Bild der Musik hat, ist nicht gefeit vor dem Moment, wenn ein Strawinsky doch nicht so rhythmisch und markant ist, wie man es erwartet oder ein Webern plötzlich unfassbar süffig und spätromantisch daherkommt.

Dann gibt es noch eine weitere Situation: Der Komponistenname im Programmheft löst gar nichts aus. Ist es ein unbekannter alter Meister? Hat man es mit einem avantgardistischen zeitgenössischen Tonsetzer zu tun?
Das zweite Kammerkonzert der Spielzeit bietet beides: Die Musik von Antonio Vivaldi ist gepflegte Klangkunst des frühen 18. Jahrhunderts. Die Sonate in c-Moll RV 53 für Oboe und Klavier macht hier auch keine Ausnahme und verspricht fein strukturierte, melodisch geführte, barocke Tonsprache. Während Vivaldi ein programmatischer Selbstläufer ist, dürfte man bei Antal Doráti und Antonio Pasculli selbst als versierter Konzertbesucher aufhorchen. Die Kompositionen Dorátis sind selten zu hören. Den Namen Pasculli findet man selbst in gut sortierten Enzyklopädien nicht. Dabei wäre die Reaktion bezüglich des Italieners Pascullis – hätte man die Frage im ausgehenden 19. Jahrhundert seinen Landsleuten gestellt – völlig anders ausgefallen. Da erfreute er sich tatsächlich größter Beliebtheit. Dies lag ohne Zweifel daran, dass er ein sensationeller Oboist war und in seinen Werken bekannte Opernmelodien verarbeitete. Was Pasculli mit der Oboe anstellte, war unvorstellbar, nachgerade unerhört. Von melancholischer Träumerei bis zu atemberaubender Virtuosität, von süßer Kantabilität bis zu sprudelndem Tempo changieren seine Werke. Wer ein besonderes Bravourstück sucht, wird also mit Pascullis Hommage an Bellini ohne Zweifel fündig.

Antal Doráti, geboren 1906, ist vor allem als Dirigent bekannt. Doch jene musikalische Genauigkeit, die Vitalität, ein fabelhaftes Gedächtnis, musikalische Intelligenz, die stilistische Weite seines Repertoires, die sein Arbeiten als Maestro prägten, spiegeln sich auch in seinem kompositorischen Schaffen. 1984 komponierte Dorati das zweisätzige Duo concertante für Oboe und Klavier, das er dem Oboisten Heinz Holliger zueignete.

Was bleibt, ist ein Programm, das ein wenig Mut zum Unbekannten verlangt, und mit Neugier so manche klangvolle Überraschung bereithält.

2. KAMMERKONZERT VIVALDI – DORÁTI
Sonntag, 28.11. | 11:00 Uhr
Toscanasaal der Residenz Würzburg
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