Knusper, knusper knäuschen

Humperdincks Märchenoper „Hänsel und Gretel“ wieder am Mainfranken Theater
Am 7. Juli feiert die Neuproduktion von „Hänsel und Gretel“ in der Regie von Sigrid Herzog Premiere. In den Titelpartien brillieren Marzia Marzo und Akiho Tsujii, darüber hinaus ist erstmals der neu gegründete Junge Chor des Mainfranken Theaters zu erleben.

„Hänsel und Gretel“ ist das bekannteste Werk aus der Feder Engelbert Humperdincks. Auch wenn er mit dem Liederspiel „Schneewittchen“ (1888), dem Singspiel von den „Sieben Geislein“ (1895) und den Märchenopern „Königskinder“ (1897/1919) und „Dornröschen“ (1902) weitere Märchenklassiker für das Musiktheater gewann, so konnte doch keines an den Erfolg des „Kinderstubenweihfestspiels“ „Hänsel und Gretel“ anknüpfen.

Erfolg war dem 1854 geborenen Humperdinck durchaus nicht in die Wiege gelegt. Lange schlug er sich als Lehrer am Hoch’schen Konservatorium, als Rezensent der Frankfurter Zeitung sowie als Lektor für den Mainzer Schott Verlag durch. Eine erste Anregung zu „Hänsel und Gretel“ erfuhr er durch seine jüngere Schwester Adelheid, seit 1881 mit dem Arzt und Schriftsteller Hermann Wette verheiratet. Adelheid wollte ihren Mann zu dessen 34. Geburtstag im Mai 1890 mit einem Liederspiel über den Märchenstoff überraschen und bat ihren Bruder einen Monat zuvor um Beisteuerung der Liedkompositionen. Ermutigt ferner durch Cosima Wagner und Hermann Wette, entschloss sich Humperdinck zur Ausarbeitung des Werkes zu einer durchkomponierten Oper: „Zum ersten Male in meinem Leben“, so Humperdinck an Cosima Wagner im Mai 1890, „fand ich ein Thema, das meinen geringen Fähigkeiten wirklich entsprach“. Großen Zuspruch erfuhr Humperdinck nicht zuletzt durch Richard Strauss, der seit Herbst 1889 als Zweiter Kapellmeister am Hoftheater Weimar wirkte „Wahrlich, es ist ein Meisterwerk erster Güte“, so Strauss nach Durchsicht der Partitur im Oktober 1893: „Welch herzerfrischender Humor, welch köstlich naive Melodik, welche Kunst und Feinheit in der Behandlung des Orchesters, welche Vollendung in der Gestaltung des Ganzen, welch blühende Erfindung.“

Die Weimarer Uraufführung am 23. Dezember 1893 unter Strauss‘ Leitung etablierte „Hänsel und Gretel“ von Beginn an als Weihnachtsoper, obwohl die literarische Vorlage der Brüder Grimm über die Geschwister, die zur Beerensuche im Wald ausgesetzt werden und dort in die Fänge der Knusperhexe geraten, im Sommer angesiedelt ist. Die Gattungsbezeichnung „Märchenoper“ weitet den Interpretationsrahmen aber auch zum zeitlosen Symbolspiel um Leben, Tod und Erlösung. Der Irrpfad der Kinder, er führt nicht nur in den dunklen Wald, sondern auch in das unbehauste und unheimliche Dickicht der Seele.

Mit „Hänsel und Gretel“ legt Sigrid Herzog ihre zweite Opern-Regiearbeit in Würzburg vor, nach Mozarts „Entführung aus dem Serail“ im Herbst 2016. An ihrer Seite zeichnen Julia Katharina Berndt und Pascal Seibicke für Bühnen- und Kostümbild verantwortlich. Ein Debüt feiert ferner der von Chordirektor Anton Tremmel gegründete und musikalisch geleitete Junge Chor, der in den kommenden Jahren die Opernsparte des Mainfranken Theaters bereichern wird. Marzia Marzo und Akiho Tsujii – alternierend mit Silke Evers – sind als Geschwisterpaar Hänsel und Gretel, Tenor Mathew Habib ist als Knusperhexe zu erleben. Marie Jacquot gibt mit der musikalischen Leitung ihren Ausstand nach drei Jahren als Erste Kapellmeisterin des Mainfranken Theaters. Ihr Nachfolger Gábor Hontvári wird sich in der Wiederaufnahme-Serie der kommenden Saison mit „Hänsel und Gretel“ erstmals dem Würzburger Publikum präsentieren.
Beitrag von

Kommentare

Ihr Kommentar

* Pflichtfeld

Mit der Nutzung der Kommentarfunktion stimmen Sie unserer Datenschutzerklärung zu.
* Pflichtfeld

Mit der Nutzung der Kommentarfunktion stimmen Sie unserer Datenschutzerklärung zu.